Re: Eure Album-Top100

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bender-rodriguez

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chocolate milk@ Bender: Man erkennt sehr gut, dass es deine Liste ist, die 80er überwiegen. Was mich sehr positiv überrascht hat ist dein Faible für Britpop, die hohe Platzierung für The White Stripes – Elephant, Airs Moon Safari, Belle & Sebastian (hätte ich niemals bei dir vermutet, obwohl ich ja schon wusste, dass du nicht wirklich NUR in den 80’s lebst) und gleich zwei Alben aus 2007!

Was schätzt du an Kate Bush???
Was gefällt dir an Belle & Sebastians Musik?
Und wie kommt es, dass Depeche Modes „Black Celebration“ hinter „Elephant“ gelandet ist?
(Überhaupt hätte ich Depeche Mode viel weiter vorn erwartet und geballter)

Sehr interessant auch… „Violator“ vor „Music For The Masses“ & „Construction Time Again“ und ein großartiges Album aus den 80ern fehlt völlig, „Some Great Reward“. Oha!

(Schöne Liste, Bender!)

Dein Post habe ich mir bis zuletzt aufgespart, da hier Fragen über Fragen (Danke für das Interesse – und natürlich Danke! für das Lob…) zu beantworten sind.

Wobei ich gleich mit einer Gegenfrage kontern muß. Ein Faible für „Britpop“ – ich? Woran machst Du das fest? Welche Bands/Alben zählst Du (weitläufig) zu Britpop?

Kate Bush: Bereits mit „Wuthering Heights“ wurde ich zum Fan und Bewunderer. Wobei mich das Debut-Album heute nicht mehr als Ganzes zu überzeugen vermag. Klar, „Wuthering Heights“, „James and the cold gun“, „The Man with the child in his eyes“ und „Moving“ sind tolle Songs, aber es ist spürbar das Erstlingswerk – und man merkt, daß die damals noch sehr junge Künstlerin das Heft noch nicht alleine in der Hand hielt. Aber danach kam’s Schlag auf Schlag, „Lionheart“, „Never For Ever“, „The Dreaming“, ein Album besser und überraschender als das vorherige. Mir sagte das versponnene, skurrile und irgendwie immer ein wenig „very British“-wirkende Element in Kate Bush’s Musik sehr zu. Ausserdem ist es ein Pluspunkt, daß die Frau nie auf der Stelle trat und immer auch ein Händchen für (und ein gerüttelt Maß Lust auf) ein wenig Experiment mitbrachte. Alles das geriet auf „Hounds Of Love“ zu einem Höhepunkt. Ein fantastisches Album ohne nur die Spur einer Schwäche. Den Titelsong (mein Kate Bush-Lieblingssong) pushte ich zum Publikumsliebling während meiner Tätigkeit als New Wave/“Goth“(!)-D.J.
Hast Du schon einmal das Video zu „Experiment IV“ gesehen? Genau so sollten Musikvideos passend zur Thematik des Songs umgesetzt werden – und „Musikfernsehen“ wäre nicht vor die Hunde gekommen…

Belle & Sebastian: Auch hier mag ich ein Element besonders, das ich bereits zur Kate Bush-Thematik anführte, dieses „Very British“-hafte in den Songs. Belle & Sebastian-Alben legt man auf, wenn man Sonntagnachmittags im Herbst eigentlich aus dem Haus wollte und es fängt an zu regnen. Oder wenn man mit vollster Absicht die Zeit vertrödeln möchte. Die Musik von Belle & Sebastian hat etwas eigentümlich tröstliches und natürlich diese Art Melancholie, die man bei unspektakulärer (nicht negativ gemeint) Popmusik so gerne hat. Belle & Sebastian: eigentlich nicht unbedingt vom Stil her mein „cup of tea“ – aber ich weiß die Momente extrem zu schätzen, an denen ich zu eines ihrer Alben greife. Komischerweise gibt es nicht wenige Current 93-Fans, die an Belle & Sebastian einen Narren gefressen haben… Ach ja, was mir noch einfällt: „Electronic Renaissance“ ist ja wohl der frechste New Order-Klau, den ich kenne – hör Dir nur mal „Procession“ an…

White Stripes: Hätte Morrissey nicht nochmal zugeschlagen, „Elephant“ wäre das Album des Jahrzehnts. Und obwohl ich grosser Depeche Mode-Fan bin, muß ich unverblümt zugeben, daß genau dieses ungeheure White Stripes-Album einfach in seiner Komplettheit besser ist als jedes D.M.-Album. Wobei man beide Bands nicht wirklich vergleichen kann! Diese ungeheure Kraft, die von „Elephant“ ausgeht, hat mich wahrlich überrollt. Wobei ich mich auch immer wieder dabei ertappe, mir vorzustellen, wie die Songs wohl wirken würden, wären Jack & Meg ein Electro(clash)-Duo. Komischerweise gelingt mir das immer ganz gut…

Depeche Mode: Obwohl ich (wie schon angeführt) ein grosser D.M.-Fan bin – und natürlich auch deren Alben schätze – existiert die Band in meiner Wahrnehmung immer ein wenig als sog. „Singlesband“. Ich hasse zwar diesen Begriff abgrundtief – aber manchmal trifft das eben zu. Ich wehre mich auch gegen diese Wahrnehmung, aber die (natürlich grossartigen) Singles der Band sind einfach zu übermächtig. Manchmal höre ich D.M.-Alben so, als wären die restlichen Songs nur um die als Singles ausgekoppelten Stücke drapiert worden. Der qualitative Unterschied im Niveau zwischen Überragend und nur Gut oder Mittelmässig ist für mein Empfinden manchmal derart erdrutschartig, daß ich beim Hören von manchen D.M.-Alben anfange zu skippen. Da kommt „Black Celebration“ in punkto Homogenität noch am Besten weg. „Some Great Reward“ rangiert in meiner Wahrnehmung lediglich als eine Art „Übergangsalbum“ und heimst bei mir nicht mehr als gerade mal mit gutem Willen ***1/2 ein. Sorry! Fragt man mich natürlich nach meinen Lieblingskünstlern und ich soll deren Gesamtwerk beurteilen, so dürften D.M. einen Platz unter den Top 20 (wenn nicht gar unter den ersten Zehn) belegen. Und das ist ja auch schon was, oder?

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad