Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Alben › Eure Album-Top100 › Re: Eure Album-Top100
MistadobalinaBender, so ähnlich hatte ich mir eine Liste von dir vorgestellt.Wie viele Platten aus den 80ies sind es genau – hab jetzt nicht gezählt. Auf jeden Fall eine tolle Liste, über die man sich gar nicht streiten kann, obwohl es natürlich auch einiges zu fragen gäbe à la „Warum ist ausgerechnet „High Land Hard Rain“ so weit unten“ oder „warum ist ausgerechnet „154“ dein liebstes Wire-Album“. Aber lassen wir das, und freuen uns lieber darüber, dass so viele schöne Hör-Anregungen in deiner Liste sind. Von deinen Top 200 habe ich übrigens 152 in meiner Sammlung.
Ich habe gerade mal nachgezählt, für die Statistiker unter uns:
1960’s – 7 Alben
1970’s – 51 Alben
1980’s – 99 Alben
1990’s – 31 Alben
2000’s – 12 Alben
in meiner Liste. O.k., so ist’s nun eindeutig belegt, ich bin der „Achtziger-Bender“…
Mistadobalina, 152 Alben davon besitzt Du auch? Ich weiss schon seit einiger Zeit, daß ich mir Deine Sammlung nur zu gerne mal (ehrfürchtig) anschauen würde…
Aber sicherlich beantworte ich gerne Fragen zu meiner Liste. Warum auch nicht? Nur so wird sie transparenter, bzw. die Intention der Person, die dahinter steht nachvollziehbarer.
Im Verhältnis gesehen ist „High Land, Hard Rain“ eigentlich gar nicht so weit abgeschlagen, wenn ich mir die Menge an Platten anschaue, gegen die sie hat „ankommen“, bzw. konkurrieren müssen. Es ist nunmal so, daß ich eine grosse Anzahl an Alben besitze, die ich sehr und überaus schätze, die mich aber persönlich nie derart emotional durch die Jahre begleiteten wie andere. Die Bindungen, bzw. Erinnerungen, die ich zum Beispiel an ein Album wie „Script For A Jester’s Tear“ von Marillion habe, konnte „High Land, Hard Rain“ nie erfüllen – auch wenn ich „High Land, Hard Rain“ logischerweise als ein musikalischeres, clevereres und ausgereifteres Album halte (o.k., beide Alben sind nicht wirklich zu vergleichen, sie trennen musikalische Welten), aber die emotionale Bindung, den Zeitpunkt an dem mir ein bestimmtes Album mehr an’s Herz wuchs als ein anderes – oder die Dauer, mit dem ich mich damit beschäftigte, waren ebenso Kriterien für meine Auswahl wie deren musikalische Qualität. Aus ebensolchen Gründen sind z.B. „16 Lovers Lane“ von den Go-Betweens oder Prefab Sprout’s „Steve McQueen“ „gescheitert“, obwohl ich beide für ausgezeichnete Alben halte – und sehr gerne auflege.
Ich halte „154“ für das beste Wire-Album (und für eines der Besten überhaupt) da mir der mysteriöse Kunstanspruch mit dem es einhergeht von Anhieb gefiel. „154“ hat eine kühle Distanziertheit inne, kommt mit einer (wohl so geplanten und ungeheuer durchdachten) Eleganz daher, daß man beim Hören des Albums tatsächlich fast ehrfürchtig verharrt und sich ganz sicher ist, an ganz grosser Pop-Kunst teilhaben zu dürfen. Auch inhaltlich geht „154“ auf Distanz – manchmal gar auf überlegene Konfrontation („I Should Have Known Better“, „Two People In A Room“), bei der man spürt, daß man sich anstrengen muß, um einer gewissen Art Intellekt, die das Album ausstrahlt, standhalten zu können. „154“ zeigt sich mysterös, die Zahlenkombination „154“ lässt einen rätseln, besonders Zahlen und strenge Geometrie scheinen einen Teil des Albums zu durchziehen („The 15th“, „Map. Ref. 41°N 93°W“ – der Song, der New Wave schlagartig in die Achtziger transportierte und für eine spezielle Ästhetik bereit machte), beinahe gewollt Reissbrettartig – möglicherweise eine Karikatur der Popmusik – auf hohem Niveau. Stichwort „Ästhetik“. Wenn jemals ein Album als ästhetisches Gesamtkunstwerk gekürt werden sollte, mein heisser Favorit wäre auf jeden Fall „154“.
--
I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad