Re: ROLLING STONE Juni 04

#2127765  | PERMALINK

kritikersliebling

Registriert seit: 08.07.2002

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Vielen Dank für das Gespräch

Herr Stuckrad-Barre, ich las ihren Artikel in der Badewanne liegend, während ich nebenbei ihren zweiten Nachnamen oder dritten Vornamen aus der Flasche trank. Sie machen es sich leicht, denke ich noch, erinnere mich an den zuvor gelesenen Michael Mittermaier Artikel und dass er sein Programm knallhart durchzieht, egal wer im Publikum sitzt und egal, wie groß selbiges ist. Gnadenlos. Auch in Amerika scheut er sich nicht, den harten Antibushweg zu gehen. Das liest sich ungefähr so, als ob Alice Schwarzer auch nach Einnahme diverser Aphrodisiaka nicht bereit wäre, eine Antifaltencreme zu benutzen. Anschließend verköstigte ich noch Herrn Willanders Scheibenwischer, dem ich eine gewisse Hetze nicht absprechen kann. Ich schlage mit der flachen Hand in den Schaum. In den letzten Tagen sind wird ja alle mehr oder minder gehetzt, obwohl nichts los ist oder gerade deswegen. Alles im gewohnten blau, der Schreibe der Erkannten.
Doch während ich ihre Lektüre lese beklemmt mich das Gefühl des Normal-Sterblichen, denn alles, was ich immer in Hüstelpausen zu zunächst Fremden gesagt hatte, weil ich ehrlich bin und nicht angeben will, wird über den einen Kamm geblasen und schlimmer noch, weckt in mir den Waschzwang. Ich habe mal wieder Glück gehabt, befinde ich mich bereits im Zuber und schrubbe mir meine ganze Vergangenheit ab. Rauch steigt auf, so malträtiere ich den einen Waschlappen, an mir, dem anderen Waschlappen. Alles kocht und ich schäume, setze die Flasche an und denke in dem Moment: Alkohol ist auch keine Lösung.
Wissen Sie, auf einer Seite ihres Artikels gibt es eine Werbung für ein Varus Open Air mit Toto, Fury In The Slaughterhouse, Heather Nova und Special Guest. Ganz unten steht ganz klein Varusschlacht im Osnabrücker Land. Ich bin näher dran als mir lieb ist und ich wünschte, sie wären der Special Guest. Sagen sie ihre Auftrittszeit und ich komme, um die Lesung dieses Artikels zu hören, denn auch wenn sie mich nicht meinen, denn ich bin immun gegen solche primär funktionierenden Unterstellungen, so studiere ich gern die Gesichter ihrer Zielgruppe, die dann dafür klatschen, dass sie durchschaut und ihrer Verklärung beraubt wurden. Aber unterschätzen sie die Firewall der eigenen Wahrnehmung nicht. Kommen sie doch in den Garten und sehen sie der Fliege zu, während ich ihnen erzähle, woran ich mich erinnern kann. Z. B. an den Geschmack der ersten Gabelspitze aus einem gerade geöffneten Nutellaglas. Ich glaube, ich mag sie.

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Das fiel mir ein als ich ausstieg.