Re: Klaus Hoffmann

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sinnerman

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singt Brel ****1/2
Brel – letzte Vorstellung *****

sein bestes Stück für mich: „Die krumme Lanke“ auf „So wie ich bin“. Für diejenigen, welche es noch nicht kennen, hier wenigstens der Text:

1.) Vor zwee Jahren, im Aujust
Da hatt’ ick noch nich jewußt
Det ick heute Klajelieda singen muß
Damals hatt’ ick eahst, entfernt
Meine Emman kenn’njelernt
Ach, und heute ist’s schon mit deah Liebe Schluß
In ‘nem Jrunewaldlokal
Sah ick iah zum eahstenmal
Sie trank Kaffe und aß Liebesknochen zu
Und ick schlängelte mia ran
Und wia fing’n zu quatschen an
Und um achte saachten wia schon beede “Du”
Und denn saß ick mit deah Emman uff ‘ne Banke
Üba uns, da sang so schmelzend een Pirol
Unta uns, da floß so still de Krumme Lanke
Vis-à-vis aß Eena Wurscht mit Sauakohl
Im Jebüsch, da zooch sich Eena um vom Baden
Und wia konnten’n noch im Badeanzuch seh’n
Und die Emma saachte traut:
“Biste ooch so scheen jebaut?”
Und denn jab sie mia’n Kuß; ach, wah det schön!

2.) Ja, deah eahste Kuß wah schön
Und et blieb nich bei dem een’n
Denn een Kuß alleene hat ja nich viel Zweck
Emma küßte mit Jefühl
Und die Nacht, die wah so schwül
Und deah letzte Zuch wah sowieso schon weg –
Doch dann, um die Weihnachtszeit
Saacht’ se mia, et is so weit
Und sie saachte: “Det Malör, det is von dia!”
Und ick dachte: “Au, vadammt!”
Und wir jing’n zum Standesamt
Und denn macht’ ick schleunichst Hochzeit
ooch mit iah
Und denn saß ick mit deah Emman uff ‘ne Banke
Und die Orjel hatt’ so wundaschön jedröhnt
Und wir dachten beede an de Krumme Lanke
Und die janzen ollen Tanten ham jeweent
Und deah Pastoa hielt ‘ne schöne, fromme Rede
Und eah sprach von eene “Jungfrau, rein und klar”
Denn deah hatt’ ja nischt jewußt
Von dem Abend im Aujust
Weila damals nich dabeijewesen wah
3.) Und nu wah’n wa Frau und Mann
Und bald kam deah Kleene an
Und denn krichte ick’n Schreck janz fürchtalich
Eenen Wassakopp en gros
Und die Beene krumm wie’n O
Wah so’n richtja kleena Krummelankerich
Ach, deah Junge, deah wah doll
Alle Windeln schissa voll
Und ick spülte dann die dreckjen Dinga aus
Denn die Emma saachte jlatt
Detse dat nich nötich hat
Dadurch jab’s bei uns den easten Krach im Haus
Und denn saß ick in de Küche, uff de Banke
Und die Windeln dufteten so wundaschön
Und ‘ne Filiale von de Krumme Lanke
Macht’ deah Lümmel mia uff’s linke Hosenbeen
In deah Nacht, da konnten wia nie ruhich schlafen
Denn deah Bengel brüllte bis zum Morjen fast
Und da riß uns die Jeduld
Eena jab dem Andan Schuld:
“Hättste damals lieba nich den Zuch vapaßt!”

4.) Seit deah Zeit jab’s jeden Tach
Zwischen mia und Emman Krach
Und der Emma schwoll janz fürchtalich deah Kamm
Und sie haute jeden Topp
Kurz und kleen uff meinem Kopp
Meine Birne wurde weich wie’n Jummischwamm
Voah Verzweiflung schafft’ ick dann
Mia ‘ne neue Freundin an
Und die Emma hatt’s natürlich rausjekricht
Und sie reichte – wie jemein! –
Jleich ‘ne Scheidungsklaje ein
Und denn krichte ick ‘ne Ladung
vor’t Jericht
Und denn saß ick wieda mit iah uff ‘ne Banke
Und deah Richta hatt’ uns beede dann vahöaht
Und ick dachte: “Die verfluchte Krumme Lanke!”
Denn ick wurde ja als schuld’ja Teil akläaht
Jetz muß ick füa Emman und det Jör bezahlen
Und ick komm’ mein Leben lang nich meah zua Ruh’
Det soll mia ‘ne Warnung sein
Ick fall’ nich noch eenmal rein
Ick koof ma Sand und schipp’ de Krumme Lanke zu

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Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern. (Kafka)