Re: Neu!

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Anonym
Inaktiv

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Ah UmDie musikalischen Errungenschaften, die Neu! auf LP-Länge auswalzt, kann man auf einer durchschnittlichen Free-Jazz-Platte in ein paar Takten hören – und zumeist noch deutlich virtuoser. Bei aller Sympathie für Minimalismus: Wenn man ihn auf die Spitze treibt, droht sehr schnell die Langeweile.

Wieso denn jetzt ausgerechnet der Vergleich mit FreeJazz? Das passt ja hinten und vorne nicht. Hier geht es doch vielmehr um Reduzierung, um das Hinauszögern von Momenten, dem Halten von Tönen, Positionen und um bewusstes Innehalten innerhalb des Rahmens von Pop (oder Rock-) Musik. Ich weiss nicht, aber das mit Langeweile gleichzusetzen fällt mir einfach zu schwer. Diese kleinen, fast unscheinbaren Melodien, konsequent auf den Kern der Sache reduziert, das hat etwas ungemein frisches und erfrischendes, nicht nur im direkten Vergleich mit den großen Prog-Rock-Dinos aus der gleichen Zeit.
Der Can Drummer Jaki Liebezeit (der übrigens auf Rothers Soloalben den Neu!-Beat bis ins kleinste minimalistische Detail reproduzierte) hat in einem Interview mal beschrieben, wie faszinierend er vor allem afrikanische Rhythmen findet, eben weil dort sehr viele Takte NICHT gespielt werden, was eine komplett andere Wahrnehmung von Rhythmus und Feeling zur Folge hat. Ich finde, NEU! haben da schon einiges gerissen und Klaus Dingers Schlagzeugsound ist da ebenso signifikant wie bspw jener der Rhythmussektion der 70er Jahre Miles Davis Band oder von Fela Kuti’s Afrobeat.

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