Re: Vinyl lebt !

#206043  | PERMALINK

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Registriert seit: 20.06.2016

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Mein lieber tops, vorurteilsfreies Herangehen ist immer eine feine Sache. Ich habe mich wirklich lange um Vinyl bemüht, weil es mir irgendwie sympatischer ist. Ich besitze selber hunderte von LPs. Aber klanglich liegt für mich die CD in den allermeisten Fällen (Direktvergleich CD/LP) bisher klar vorne.

Stichwort Datenreduktion bei digitalen Tonträgern. Ein guter Punkt! Ja, jede digitale Aufzeichnung ist prinzipbedingt mit einem Reproduktionsfehler behaftet. Dasselbe gilt aber auch für analoge Tonträger. Die Reduktion ist hier eben nur anders. Wie schon oben von mir angedeutet: Analoges Auflösungsvermögen ist nicht unendlich. Wobei sich hier die Beschränkung weniger in den Lautsprechermembranen als im Aufzeichnungs- und Wiedergabeverfahren bemerkbar machen (Materialeigenschaften des Vinyls und der abtastenden Nadel). Um Dir die Beschränktheit auch analoger Aufzeichnung etwas näher zu bringen, betrachte doch einmal den von Neil Young stammenden Vergleich mit einem digitalen Foto, der Dir als Jünger der Hohen Analogen Schule sicherlich geläufig ist. Von ferne betrachtet siehts passabel aus, je näher man herantritt, desto deutlicher werden die einzelnen Pixel. Und egal wie hoch auflösend das Foto ist, irgendwann sieht man diese Bestandteile. Was aber ist mit einer analogen Bildwiedergabe? Ein Dia, mit einer Leica aufgenommen, mit einem hochwertigen Objektiv auf eine Leinwand projiziert? Je näher Du herantrittst bzw je stärker Du vergrößerst, desto verschwommener wird es. Und irgendwann siehst Du nur noch mehr oder weniger körnige Muster. Wobei sicherlich gute analoge Bildaufzeichnung der digitalen heute noch weit überlegen ist. Was ich bei Tonaufzeichnung nicht unbedingt sagen würde. Und wer bei Ebay für 50€ einen Plattenspieler schießt, dessen Tonabnehmer seit 20 Jahren nicht ausgewechselt wurde und die Vorzüge analoger Tontechnik gegenüber der digitalen preist… nun ja. Jedem seins.

Du siehst also: Reduktion bzw. Begrenztheit von Auflösungsvermögen ist immer. Inwieweit sich diese bemerkbar macht, ist objektiv betrachtet allein eine Frage der Qualität des Equipments, ob digital oder analog. Und subjektiv betrachtet allein eine Frage des persönlichen Geschmacks. Es gibt hervorragende analoge Systeme (Du scheinst ja ein solches zu besitzen) und miserable digitale. Und umgekehrt. Daß jemand ein analoges System vorzieht, kann ich sehr gut nachvollziehen. Weniger dagegen, wenn versucht wird diese persönliche Präferenz durch wissenschaftliche Halbwahrheiten zu begründen. Und im gleichen Atemzug gar noch allen Musikfreunden mit einem abweichenden Geschmack entweder Musikalität, gutes Hörvermögen oder Vorurteilsfreiheit abgesprochen wird. Vielen Dank. Dir auch noch einen schönen Tag.

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