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scorechaserDa gibt es ja wirklich erhitzte Debatten, ob Shakespeare die Stücke wirklich geschrieben hat, selbst der renommierte Shakespeare-Darsteller Derek Jacobi gehört ja zu den Anhängern der Anti-Stratford-These. Letzendlich wird man das wohl nie wirklich klären können.
Ah, doch das kann man schon. Es ist wie so oft das Problem, dass sich einfach unheimlich viele Leute äußern, die von Geschichtswissenschaft keine Ahnung haben, Schauspieler, Regisseure und dergleichen. Die verfügen aber schlichtweg um nicht ausreichend Kenntnisse, um die Materie beurteilen zu können. Ich habe mich im Zusammenhang mit dem Film ein wenig mit dem Thema beschäftigt und halte alle Thesen der alternativen Autorenschaft für mit den Haaren herbeigezogen. Es gibt letztlich keinen einzigen Beleg, dass Shakespeare die Stücke nicht selbst geschrieben hat, nicht die allerkleinste Andeutung. Die Stratford-Gegner schließen aus gewissen Umständen, dass Shakespeare nicht der Autor sein kann. Damit kann man aber die vielfach belegten harten Fakten der Autorenschaft nicht widerlegen.
Beispiele: Die Tatsache, dass die Manuskripte von Shakespeare verloren sind, ist kein Argument gegen seine Autorenschaft. Gleiches gilt für die Tatsache, dass er nach seinem Ableben nicht direkt gefeiert wurde. Gerade hinter der Theorie, dass Edward de Vere der wirkliche Autor ist, steckt natürlich aristokratischer Dünkel: Ein Mann aus niedrigem Stand wie Shakespeare, ein Schauspieler zumal, kann nicht der Autor dieser grandiosen Werke sein, das muss ein Mann von Adel geschrieben haben. Alles sehr durchsichtig und nicht überzeugend.
Ich fand den Film unheimlich elegant gefilmt, würde gerne mal wissen, welches Format Emmerich da genommen hat. Die Sets waren berauschend ausgestattet, ohne zu übertreiben, und die Schauspieler waren allesamt durch die Bank großartig, besonders toll fand ich Edward Hogg als Robert Cecil (ein großartiger, sehr zurückgenommener Fiesling!), David Thewlis als dessen Vater, und Rhys Ifans, der einen vielschichtigen, starken Edward De Vere gespielt hat. Der Film war zu keiner Sekunde langweilig, und hat mich wirklich überzeugt.
Dem kann ich weitgehend zustimmen.
Gut auch, dass die ganze typischen Emmerich-Elemente wie übertriebenes Pathos oder gewaltiges Brimborium nicht vorkamen, der Film ist sogar relativ „anspruchsvoll“ strukturiert, jedenfalls nicht einfach chronologisch.
Mal sehen, was Emmerich als nächstes vorlegt, ein weiteres Traumprojekt von ihm ist ja ein Film über Tutanchamun.
Die Geschichte der Auffindung des Grabes würde sich auf jeden Fall eignen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.