Von heute aus der SZ (eingescannt)
Als die Tonträger noch größere Löcher in der Mitte hatten und mit 45 Umdrehungen pro Minute kreisten, da hatte der Musikkonsument – vulgo: jugendlicher Esel – in der Regel nicht genug Geld, um sich all diese Singles kaufen zu können.
Und als er dann Geld hatte, gabe es keine Vinyl-Singles mehr. Also kaufte der alte Esel die geliebten Singles auf einem Doppelalbum. Er kaufte die Doppelalben als CD. Und einen Player dazu. Er kaufte die CD's als SACDs. Und einen neuen Player dazu. Und die DVD. Und den Player.
Und als die Musik endlich wieder auf 180 Gramm schweren Vinyl wiederveröffentlicht wurde, da war es eh schon egal: Er kauft auch dieses schöne Stück mit einem Bonus-Track.
Da begab es sich, dass im Lande Pop trotz der vielen jungen und alten Esel grosse Not ausbrach: Man konnte die Swimming-Pools des mittleren Mangements nicht mehr regelmässig mit Eselsmilch füllen, weil der Teenager-Esel sich seine Musik plötzlich raubritterte und schwarzbrannt, was die Verantwortlichen in Musikverlagen und Plattenfirmen auf die Idee brachte, die alten Esel um so kräftiger zu melken..
Wer aber je einen Esel gemolken hat, der weiss, wie schwer es ist – eine aussgewöhnliche Idee musste her, ein Geniestreich. Grübel, grübel.
Am besten, so ein Eselsmilchverwöhnter, am besten, sei es, den Eseln für teures Geld etws zu verkaufen, was sie bereits haben und was nicht viel kostet. Die anderen nickten; damit kannten sie sich aus.
Und so stehen jetzt dicke CD-Boxen an den Melkständen, die in „Originalhüllen“ (verkleinert, versteht sich) die Original-Singles der Rolling Stones und der Who enthalten, zwei Songs also pro CD.
Was fehlt, was einem Esel wie mir wirklich noch fehlt, ist aber das konsequente zu Ende Denken der Idee: Man sollte die CDs auch noch umdrehen müssen – ein Song pro Seite also. Technisch sollte das machbar sein. Jede Seite in schwarzem Vinyl-Imitat bedruckt, eine kleine Aussparung für die digitale Tonspur: Da spritzt die Eselsmilch von selbst in den Pool.
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