Re: Quentin Tarantino

#2023373  | PERMALINK

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Napoleon DynamiteNochmal gewendet für mich, P. Das ist doch eben das Amerikanische daran, das liebevoll Detaillierte an den Charakteren ergibt sich erst aus dem Plot, daraus wie sie in die Handlung eingewoben sind und was sie als rein ästhetische Figuren auszeichnet, wenn die (an sich ja tatsächlich banale, routinierte) Story dann mal aufgegangen ist & zurücktritt. (…)

QTs „amerikanisches Storytelling“-Aussage bezog sich aufs klassische, „schnörkellose“ Erzählen im Geiste der filmischen Väter und Urväter, aufs Darreichen einer Story im eigentliche Sinn aus welcher sich dann alles weitere entwickelt, nur darum gings. Klar steckt bspw. in einem John Ford Film mehr als bloßes Abhandeln und Herunterleiern einer Geschichte (schon bei Griffith, wenn man so will): Details, Charaktere, Folklore, Plotlines, die sich aus Charakteren formen etc. Alles vorhanden und im Erzählgestus sozusagen verankert. Ein eventuelles „Autorenprinzip“ jedoch völlig ausklammernd, sind diese Filme, im Gegensatz zum europäischen Film-Erzählen, aber in allererster Linie dem reinen Erzählen einer Geschichte verhaftet (bei einem wie Hawks hingegen könnte die narrative Kluft zu Ford nicht größer sein), um welches sich dann alles weitere drapiert und untermengt (dass sich dabei um den eigentlichen Plot weitere Vertiefungen ergeben und entfalten, ist eigentlich selbstredend und liegt in der Natur des Narrativen), während die Europäer es auch mühelos schaffen, eine Story „ohne eine Story“ zu erzählen, was wiederum einem anderen Background obliegt und verpflichtet ist, einem anderen Fokus, anderen Konventionen, kulturellen Dimensionen, Konditionierungen, Sichtweisen usw. Im Sinne des ureigentlichen US-Amerikanischen Erzählens würde dies eher wie eine aufgesetzte falsche Tonart wirken. War’s Dieter Meier, der mal konstatierte, „A Bout De Souffle“ habe keine eigentliche Handlung, sondern bestehe komplett aus „Zustand“? Das trifft den Punkt zur Unterscheidung jedenfalls haargenau.
Das Wissen und die Kenntnis/Voraussetzung über das Funktionieren der Genre-Elemente (also in etwa die Kenntnis des „Davor“) erlaubt erst das Durchbrechen derselben.

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