Re: Quentin Tarantino

#2023317  | PERMALINK

latho
No pretty face

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pinchAber ist es nicht so, dass Tarantinos Figuren sich fast ausnahmslos über den Dialog definieren? Manche von ihnen reden sich ja geradezu buchstäblich um Kopf und Kragen. Popambiente plus Zitatenküche inklusive, aber das alles findet im verbalen Schlagabtausch zuerst statt, dann im optischen Drumherum, dann erst in der Storyline.

Die Stärken von JACKIE BROWN liegen, im Gegensatz etwa zu PULP FICTION, weniger im überdrehten Geschehen und im Sprengen von Genrekonventionen und Muster, als vielmehr in den ruhigen Momenten, im dreidimensionalen Ausloten der Charaktere usw. Da menschelt es mitunter an Ecken und Enden, wo vorher (und nachher dann wieder) eher distanziert stilisiert wurde. Und will man Tarantinos eigen(sinnig)e Formel, wonach die Amis im Storytelling die Besten sind, die Europäer hingegen im Entwerfen von Charakteren und Atmosphäre, auf diesen Film anwenden, dürfte JACKIE BROWN wohl Tarantinos europäischste Arbeit geworden sein.

Da hatte ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte, dass Tarantinos Dialoge nicht unbedingt für die Haupthandlung des Films gedacht sind, sondern um die Figur zu definieren, Stimmungen auszudrücken.
Ansonsten komplette Zustimmung, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob nicht Death Proof noch mehr in die europäische Ecke geht.

genosse schulzIch kann da, ehrlich gesagt, nicht ganz folgen. Was meinst du?

Jackie Brown erinnert in Einstellungen, auch Figuren und Themen sehr an 70er-Jahre-Kino – kein Wunder er borgt sich dort ja sehr viel. Aber es ist eben kein Remake, keine Kopie, sondern ein eigenständiger Film. Das gilt mehr oder weniger aber für alle Tarantinos. In Death Proof war ich in einer Szene zum Beispiel überrascht, als Jungle Julia plötzlich ein Handy in der Hand hat.

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