Re: Thomas Gottschalk und der Rock N´Roll

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skraggy

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Originally posted by Anachronist@20 Apr 2004, 18:23
Bei Musik verhält es sich noch eine Nummer schlimmer: Jeder hört Musik, die wenigstens haben eine Ahnung davon. Klingt jetzt überheblich, ist aber so; ich wage sogar zu behaupten, daß hierbei persönlicher Geschmack eine untergeordnete Rolle spielt.

(…)

Insgesamt würde ich den Leuten, die dir in Musikfragen „blöde Besserwisserei“ unterstellen, eben diese selbst attestieren, weil im Gegensatz zu ihnen hast du im Idealfall ein fundiertes, jahrelang geschultes Wissen über Musik vorzuweisen, wohingegen die anderen selbst so anmaßend sind, ohne einen vergleichbar betriebenen Aufwand ebenfalls mitreden zu dürfen und auf ihrem eigenen, arg ungebildeten Geschmack basierend auf das Beharren ihrer eigenen Meinung beharren, dabei hätten sie aufgrund von schlichter Unkenntnis mal besser die Klappe gehalten oder dem das Wort überlassen, der wenigstens ansatzweise was vom Thema versteht.

Ich stimme dir im Großen und Ganzen zu. Leider muss ich jedoch anmerken, dass die von dir angeführte Argumentation bei eben den von dir angesprochenen Personen auf taube Ohren stößt. Diesen Leuten kannst Du nicht vermitteln, dass man subjektiv als schlecht wahrgenommener Musik auf objektiver Ebene durchaus bestimmte Qualitäten zusprechen kann. Das würde voraussetzen, dass ein gewisses Verständnis von Komponieren, instrumentalem Können, Klang etc. vorhanden ist. Aber woher soll dieses Verständnis kommen, wenn nicht über ein ernsthaftes Befassen mit all dem, was zu Musik gehört?
Ich musste mir schon häufig Klugscheißerei, elitäres Gehabe u. ä. unterstellen lassen, nur weil ich ein lässig in den Raum geworfenes „dat is' Scheiße“ nicht ohne weiteres stehen lassen kann und will. Aber auch wenn ich deinen Gedankengang, dass die entsprechenden Personen aufgrund ihrer Unkenntniss besser mal die Klappe halten sollten, durchaus nachvollziehen kann und ihn sogar teile, halte ich ihn für problematisch. Da diesen Leuten ja die tieferen Kenntnisse fehlen, können sie für eine Beurteilung von Musik nur noch auf ihren Geschmack zurückgreifen. Und das kann man ihnen doch nicht übel nehmen. In letzter Konsequenz ist der Geschmack auch für mich das ultimative Kriterium. Auch wenn ich einem, von mir als öde, müll etc. empfundenen, Song in anderen Bereichen durchaus positives abgewinnen kann, ändert das häufig nichts an meinem eigentlichen Urteil. Ich betrachte Musik differenzierter. Jedoch ermöglicht es mir diese differenziertere Betrachtung, mich in Musik besser „reinhören“ und mein „Geschmacksurteil“ dadurch durchaus abändern zu können. Dies unterscheidet uns wohl vom gemeinen Musikrezipienten. Dieser hat jedoch gar nicht das Bedürfnis, sich eingehend mit Musik zu befassen. Gefallen ihm bestimmte Songs nicht, besteht bei ihm auch nicht das Interesse, sich vielleicht doch irgendwann für diese erwärmen zu können. Daraus schließe ich für mich, dass es einfach keinen Sinn macht, sich mit solchen Personen – und davon habe ich einige in meinem Freundeskreis – ernsthaft über Musik zu unterhalten. Ist schlecht für die Stimmung und noch viel schlechter für die Nerven.

In diesem Sinne: Leben und leben lassen. Man kann sich ja seinen Teil denken. ;)

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