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@ sparch
Wenn Du Discovery und TIME wirklich so fürchterlich findest, brauchst Du Dir in der Tat Alben wie A New World Record, Eldorado oder OUT OF THE BLUE nicht anhören. TIME ist zwar nicht ANWR, aber wie Beatlebum richtig feststellt, viele Elemente des „classic“ ELO-Sounds der Spätsiebziger sind auch hier vertreten.
Was Du aber unbedingt noch machen solltest, ist, den Frühwerken der Band eine Chance zu geben. Möglicherweise eine positive Überraschung für Dich. ON THE THIRD DAY (73) und ELO 2 zeigen eine völlig andere Herangehensweise: fast ein „Live-in-the-studio“ Sound mit nur wenigen Overdubs. Fast alles erste oder zweite Takes. Besonders ans Herz lege ich Dir das „Live“-Album THE NIGHT THE LIGHT WENT ON IN LONG BEACH (74), wo Du mal das richtig wilde ELO erleben kannst, wie es für die Konzerte selbst zu Zeiten von ANWR noch typisch war. Achte allerdings darauf, dass Du nicht die Original-LP auflegst, sondern die CD- Version, da der Originalmix soundmässig echt mies ist.
Ach ja, das erste ELO-Album ist sowieso eine Sache für sich…
@ beatlebum
DIARY OF HORACE WIMP ist zwar nicht mein Lieblingsstück von DISCOVERY, aber ich finde den Song gut. Er hat eine gehörige Portion Witz und reiht sich ein in die Reihe von ELO-Funsongs, von denen es pro Album in den 70ern zumindest einen gab: DOWN HOME TOWN von FTM ist sicherlich eine lustige Auseinandersetzung mit Country und Western, ROCKARIA ist eine Art Selbstverarsche, JUNGLE lockert OOTB auf.
Überhaupt scheinen viele nicht den verschmitzten Witz zu erkennen, der auf ELO's Platten immer wieder durchschimmert (okay, Freunde, spart Euch die Kommentare a la ELO selbst seien der grösste Witz). Schon mal gefragt, wer Ted Blight ist? Schon mal versucht, die lustigen geheimen Botschaften auf „SECRET MESSAGES“ (z.B. warum spielst Du Deine Platten rückwärts ab?) zu entschlüsseln. Schon mal die deutschen Vocals im Backing Track von JUNGLE geortet (im Dschungel da tanzen die Tiere herum)? Oder Rockaria, der Fehlstart von der Opernsängerin. Die war nicht gerade happy, dass Jeff sich entschied, den drinzulassen. Ausserdem singt sie „wieder, wietr in die Ferne“ statt „weit, weit in der Ferne“. Die Geschichte mit dem grooss ist auch lustig. Eigentlich wollte Jeff das ändern, bis der deutsche Engineer Mack (der später mit Queen arbeitete) sagte, dass das ja deutsch sei und Gruss= greetings sei. Darauf Jeff: Oh gut, dann lasse ich es drin. Weiter müsst Ihr Euch auch mal die Albumcredits durchlesen. Bsp. FTM (das Album mit dem elektrischen Stuhl-Cover): „execution“:…(wobei das entweder Ausführung oder Hinrichtung heissen kann). Oder A New World Record: Thank You For Your Support. we shall always wear it. (Support heisst eben nicht nur Unterstützung, Hilfe). Die Sache mit dem Blue hat den Hintergrund, dass Jeff Fussballfan ist und sein Lieblingsklub der Club in Birmingham ist, von den Fans die „Blues“ genannt. Und schon erkennt Ihr die Doppeldeutigkeit des Birmingham Blues. Bei Diary of Horace Wimp fehlt der Samstag, weil da eh Fussball angesagt ist (Kommentar von Jeff in Flashback). Ebenso sind kleine Anspielungen auf die Beatles wie die Atemgeräusche auf Mr Blue Sky eine verschmitzte Liebeserklärung von Jeff an die Fab Four und nicht Ausdruck von Ideenlosigkeit, wie manche Kritker behaupteten. Nicht bewiesen, aber behauptet: die Partygeräusche am Anfang von ALL OVER THE WORLD enthalten (normal unverständliche) Kommentare der Bandmitglieder über Olivia Newton-John, so nach dem Motto „was für ein heisser Feger“. Ach ja, wer „Flashback“ hat, sollte sich mal WHO's THAT anhören (aber Fenster aufstellen!). Wer dann immer noch behauptet, ELO hätten vor lauter Perfektionismus keinen Sinn für Humor gehabt, na, dem ist nicht zu helfen.
PELO.
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