Re: Johnny Depp

#2013621  | PERMALINK

bullitt

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Phryxnaja man mache etwas interessesant was berühmt war aber doch schlecht.. (zu seiner zeit zumindest)
hab gehört einige wood filme sind echt klassiker – bestätigungen? anregungen?

Wood wurde eigentlich erst knapp zwei Jahre nach seinem Tod zu einer Art Kult-Ikone. Wie gerade schon angedeutet wurde Plan 9 From Outer Space 1979 von Harry und Michael Medved in ihrem Buch Buch The Golden Turkey Awards der fiktive Titel „schlechtester Film aller Zeiten“ verliehen. Das löste einen ersten Ed Wood Boom aus. Der zweite folgte dann mit Burtons Verfilmung. Zu empfehlen sind vor allem Plan 9 From Outer Space, Glen or Glenda oder Bride of the Monster. Gibt es alle auf DVD. Als Public Domain Movie kannst du dir Plan 9 auch hier kostenlos anschauen.

Bevor ich mir hier den Mund fusselig rede, hier noch ein Artikel aus dem Film-Dienst zum Thema:

PLAN 9 AUS DEM WELTALL
PLAN NINE FROM OUTER SPACE
Autor(in): Stefan Lux
„Dieser Film ist kraß realistisch. Er ergreift keine Partei… Ihr seid die Gesellschaft: Richtet nicht.“ (Aus dem Vorspann zum Transvestiten-Melodram „Glen Or Glenda“ von 1953): Selbstironie sucht man in den Filmen „Ed Woods“ vergeblich. Das macht sie so komisch – und so traurig.
Tim Burtons liebevolle-ironische Hommage an den „schlechtesten Filmemacher aller Zeiten“ („Ed Wood“, 1994) trat abermals (nach einem früheren Boom in den 80er Jahren) eine Lawine los. Plötzlich waren die „Meisterwerke“ des legendärsten aller Dilettanten wieder in den Kinos zu sehen, und im Feuilleton stürzte man sich dankbar auf die Anekdoten und Skurrilitäten, die zu den chaotischen Begleitumständen der Produktionen überliefert sind. Das bereits 1978 völlig verarmt verstorbene „Schmuddelkind“ wurde zum Medienereignis auch für solche Bildungsbürger und Cineasten, die sonst tunlichst einen Bogen ums Triviale machen.
Als Einstieg ins Wood-Universum empfiehlt sich der bereits erwähnte „Glen or Glenda“. Edward D. Wood jr. verarbeitet – so die Überlieferung – in diesem erstaunlichen Werk seine eigenen Obsessionen und Schuldgefühle als Transvestit. Die ganze Handlung, ausgelöst durch eine Männerleiche in Frauenkleidern und erzählt als psychologische Fallstudie, dreht sich allein um die Frage „Wie sage ich’s meiner Verlobten?“. Irgendwann während der Dreharbeiten muß Wood erkannt haben, daß seine Story allenfalls für 45 Minuten reicht, denn danach wird die Handlung abenteuerlich: Es folgen eine lange Vision (halb erotischer und halb Alptraum), Archivaufnahmen aus dem Krieg (Glen trug Damenunterwäsche auch bei der Landung in der Normandie), Krankenhaus-Archivbilder (ja, Geschlechtsumwandlungen sind möglich). Mit der Handlung haben diese Exkurse exakt soviel zu tun wie die philosophischen Betrachtungen des „Hauptdarstellers“ Bela Lugosi: nichts. Geradezu atemberaubend ist schließlich der aufklärerische (und wiederum 100% unironische) Impetus, den Wood seinem Film im puritanischen Klima der 50er Jahre gibt. Ein cleverer Regisseur hätte mit dem „anrüchigen“ Thema vielleicht Kasse gemacht. Wood meint es ernst, wiederholt allein in den ersten 10 Minuten dreimal die „medizinische Definition“ eines Transvestiten und scheitert (künstlerisch und finanziell) auf ebenso komische wie tragisch-anrührende Weise.
Wood berühmtestes Werk „Plan 9 aus dem Weltall“ (1956-58) versucht, auf der Welle der seinerzeit so beliebten Science-Fiction-B-Movies mitzuschwimmen. Die konfuse Handlung dreht sich im wesentlichen um die Landung Außerirdischer auf einem Friedhof: Von dort soll die Invasion der Erde ihren Ausgang nehmen, in der wiederbelebte Leichen eine entscheidende Rolle spielen. Was die dilettantischen Spezialeffekte und Darsteller betrifft, haben Kollegen wie Roger Corman („It Conquered The World“, 1956) und Bert I. Gordon („Der Koloß“, 1957) zweifellos ebenbürtiges und teilweise komischeres verbrochen. Unübertroffen dürfte „Plan 9“ (in den 80er Jahren zum „Schlechtesten Film aller Zeiten“ gekürt) allerdings im häufigen Wechsel von Tag und Nacht innerhalb einzelner Szenen bleiben. Eine Anekdote bringt Woods künstlerischen Ehrgeiz auf den Punkt: Um ganze zwei Minuten mehr oder weniger zufällig (im Vorgarten von dessen Haus) aufgenommenen Filmmaterials mit dem vor Drehbeginn verstorbenen Bela Lugosi herum strickt Wood die ganze Story. Lugosis Double hält sich folgerichtig ständig den Mantel vors Gesicht – bemerkenswert für einen Untoten, der durch sein fürchterliches Aussehen erschrecken soll und eigentlich beide Hände für seine Schandtaten bräuchte.

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