Re: John Cale

#2007271  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Kai Bargmann„Paris” noch mal nachgehört. Eindeutig geschlossen, ja sogar warm in der Tonalität und mit gestalterischer Phantasie in den Arrangements, zeigt es aber auch, dass – wie besprochen – Cale nicht nur ein begrenzter Sänger ist, sondern auch als Komponist eine Liga niedriger als Branchengrößen wie McCartney, Joel oder Dylan spielt. Einzige Ausnahme: der Titelsong. Der Rest der Songs ist, bei aller Eingängigkeit, im musikalischen Gedächtnis nur begrenzt haltbar.

Bleibt als Cales größtes Verdienst wohl seine avantgardistische Kraft. Nun besteht Avantgarde (für mich) meistens aus ambitionierten, aber missglückten Experimenten. Schönstes Beispiel: Das Velvet-Underground-Bananenprojekt, mit dem man mich bekanntlich jagen kann.

Wie gesagt: Cale mag als Sänger „begrenzt“ sein, seine ausdrucksstarke und charaktervolle Stimme liebe ich dennoch sehr. Ich würde Dir zustimmen, dass er in der Liga der Songwriter einen Tick unter Leuten wie Dylan oder Neil Young steht, darum ist er in meiner Liste meiner Top 150 liebsten Alben auch nicht vertreten. Der Unterschied zu McCartney und Billy Joel in der Art des Songwritings erscheint mir so gewaltig, dass ich mich mit Vergleichen schwertue.
Ich mag den Ausdruck „avantgardistische Kraft“, der mir ziemlich genau zu beschreiben scheint, was Cale auszeichnet. Dass Du damit wenig anfangen kannst ist ja nicht wirklich überraschend. In dieser Hinsicht geht unser Musikgeschmack eben getrennte Wege. ;-)

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.