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j.w.Und warum schreibt hier im Forum keiner, der in Hamburg oder sonstwo auf der Tour war, etwas über die Konzerte?
Ich war in „sonstwo“ in Dublin im Bord Gais Theatre. 2000 Leute Fassungsvermögen. D.h. 2000 Leute mit etlichen Standing Ovations für einen Mann, der 2 1/2 Stunden wie im Flug vergehen ließ, der – obwohl solo – mit der musikalischen Dynamik umgeht, wie kein anderer, der aus seinem schier unerschöpflichen Repertoire für jede Stadt der Tour ein andere Setlist zusammenstellt und eine Stimme zum niederknien hat.
Angefangen hat er mit einer sehr fixen Version von 45, danach übergangslos in Either Side of the Same Town, um dann kreuz und quer durch sein Werk zu springen. Poison Moon, Ghost Train, etc. Eine Hammerversion von I´ll wear it proudly, eine sehr düstere und eindringliche Version von When I was cruel und natürlich Watching the detectives, wo er sich auf seinem Pedalboard, welches er sowohl für seine akustischen Gitarren, als auch für seine Jazzmaster nutzte, richtig ausgetobt hat.
Nach den Deutschlandkonzerten, wo er nach eigenen Aussagen „zu kämpfen“ hatte, war er sichtlich froh „zuhause“ zu sein. Costello erzählte Geschichten, ließ sich treiben und ging sogar auf Publikumswünsche ein. Jemand rief Good year for the roses. Und zur allgemeinen Überraschung spielte er es dann auch und ließ das sehr dankbare Auditorium die Refrains singen.
Alison sang er komplett unplugged. Ich habe das jetzt schon ein paar mal erlebt, aber jedes Mal ist es ein Gänsehauterlebnis. Was für eine Stimme! Und wie gesagt, das Theater fasst 2000 Leute!
Sein Gitarrenspiel ist schon sehr speziell. Manchmal weiß er nicht alle Akkorde, manchmal haut er auch richtig kräftig daneben, singt aber völlig grade und richtig über das was er spielt. Aber meistens ist sein Spiel akzentuiert, dynamisch, präzise und manchmal technisch sehr anspruchsvoll. Er beherrscht dieses Instrument, und er setzt es perfekt zu seiner Stimme ein.
Die Bühne war neben den üblichen Gerätschaften „On Air“, Amps, diversen akustischen Gitarren, etc in drei Bereiche aufgeteilt. Links das Keyboard (für Shipbuilding), in der Mitte der Hauptbereich mit den Instrumenten und rechts wieder ein kleinerer Platz mit einem Stuhl, auf dem er im Sitzen spielte (die Gitarre wurde da mit einem Mikro abgenommen). Lichttechnisch wurde der Bühnenaufbau sehr geschmack- und eindrucksvoll unterstützt.
Das Konzert habe ich u.a. mit einem befreundeten Musikerkollegen (Bassist) aus Dublin gesehen. Auch er war total begeistert von diesem Konzert. Es war erst sein viertes oder fünftes Costellokonzert, aber er war schlichtweg erstaunt darüber, was Costello da grade solo abgeliefert hat.
Mit Costello hat es für mich seinerzeit hier im RS angefangen und mit Costello hört es auch wieder auf. Das war mein letzter Post hier.
Cheers
Paul
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Modism...an aphorism for clean living under difficult circumstances