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Ich will mich mal anders ausdrücken, vielleicht ist Distanz auch ein besserer Begriff. Ich kenne z.b. jemanden, dem schaudert es wirklich davor „The Marble Index“ zu hören. Meine Frage ist, warum hat er Angst vor dieser Platte, warum sind andere wiederum fasziniert. Es ist in meinen Ohren ein ziemlich schwarzes, endgültiges Werk, aus dem schon jegliche Lebendigkeit gewichen ist. Von daher verbreitet es eine für jeden noch Lebendigen fremdartige Atmosphäre. Wenn ich diesem Werk mit einer „gesunden“ Distanz begegne, kan ich es faszinierend finden. Tauche ich allerdings zu tief ein, kann es durchaus etwas bedrohliches haben.
Chelsea Girl wiederum ist schwerste Melancholie. Hier kommt für mich eher das Leiden rüber, auf dem anscheinend unvermeidlichen Weg in die Gruft (Marble Index). Diese tiefe Melancholie ist aber noch ein Ausdruck von Leben, während Marble Index schon völlig erstarrt scheint. Chelsea Girl kommt mir wie ein Leidensprozess vor, den man intensiv mitfühlen kann und vielleicht auch muss, um die Platte vollkommen zu verstehen. Distanz bringt dich zwar auch hier in Sicherheit vor dem Unangenehmen, dem Leid, allerdings verschliesst sie wahrscheinlich auch ein gewissen und vielleicht auch entscheidenden Teil der leidvollen Schönheit dieses Werkes.
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Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.