Re: Bob Dylan, "The Bootleg Series Vol. 6"

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captain-kidd

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Originally posted by Black_Diamond_Bay@5 Apr 2004, 15:32
Die Tracks mit der Baez finde ich furchtbar, Sie verpasst Einsätze, vergisst Passagen und singt teils noch schiefer als Dylan selbst… dabei ist mir auch aufgefallen das Dylan bei den gemeinsamen Stücken auch einwenig schwächelt. Einige Songs stehen gar davor ins lächerliche abzurutschen, wie zum Schluß bei 'It ain't me, babe' (ausgerechnet einer meiner liebsten Dylansongs :(

also dylan verhaut doch vor allem alles bei mama („I don't know the words“). und trotzdem ist es die beste version des songs. me babe ist ein wenig formelhaft.

„Endlich der sechste Teil der Bootleg Series Reihe. Und was soll man noch groß sagen? Wieder genial. Waren die ersten drei Folgen noch allgemein unveröffentlichtem Material gewidmet, ist Columbia danach auf reine Live-Aufnahmen umgestiegen. Und nach dem legendären 1966er ‚Royal Albert Hall Concert' aus Manchester (veröffentlicht 1998) sowie einem Zusammenschnitt diverser ‚Rolling Thunder Revue' Auftritten aus dem Jahre 1975 (veröffentlicht 2002), präsentiert die Plattenfirma jetzt das komplette ‚Philharmonic Hall Concert' von 1964. Wieder mit spannendem Begleittext und diversen Fotos in einem 50seitigem Booklet. Großartig. Und die Musik erst.

Denn Dylan war an diesem Abend in blendender Verfassung. Seine Stimme jung und stark. Sein Auftreten von überlegenem Übermut gekennzeichnet. Trotzdem scherzt er auch mit dem Publikum, lässt sich sogar die ersten Zeilen von ‚ I don't believe you' soufflieren. Und doch scheint er langsam entfremdet von den Folkpuristen und politischen Götterverehrern. So reagiert er auf den Wunsch eines Zuhörers, er möge doch das Kinderlied ‚Mary had a little lamb' spielen, mit den Worten: „Is that a protest song?“ Und das ernste, beinah resignierende ‚It's alright, Ma' kündigt er – reagierend auf Lacher im Publikum – als „very funny song“ an. Nicht wirklich.

Den Vogel schießt Dylan aber wohl mit der Aussage, weil Halloween sei, habe er seine Bob Dylan Maske auf, ab. Das beste daran: Vielleicht stimmt es sogar. Vielleicht trug er hier ein letztes Mal die Maske des ‚Prince of Folk'. Vielleicht war in seinem Herzen schon der Rock'n'Roll der nächsten Platten. Vielleicht war ‚It ain't me, Babe' doch für die ‚Folkszene' geschrieben. Vielleicht sind die ganzen Erklärungsversuche aber auch einfach nur Blödsinn.

Was bleibt, ist auf jeden Fall die großartige Musik. Erstmals ein rein ‚akustisches' Konzert des jungen Alten auf ‚offizieller' CD. Die Geschichten dazu kann sich ja auch jeder selbst zusammenreimen.“

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