Re: Rockisten aller Länder vereinigt Euch

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otis
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bullschuetz
Natürlich gibt es bei Queen diese Überwältigungstendenz – aber es gibt dazu ein ganz gewaltiges Gegengewicht, das die Inszenierung und auch die musikalische Gestaltung bis in Arrangement-Details hinein prägt: Ironie, Brechung, Augenzwinkern, dazu dieser sehr bewusste „Camp“-Faktor, das Operettige (Bismillah! Figaro! die Chöre!), das Tuntige. Wenn Queen in ihrer Live-Show bei der Radio-Gaga-Tour bei Metropolis andockten, wenn sie die Leute rhythmisch klatschen ließen, dann war das einerseits eine regelrecht faschistoide Übermannungsinszenierung, eine Gleichschaltung des Publikums zur „Masse Mensch“ – aber dazu spazierte Mercury oben ohne mit Hosenträgern und Schwulenschnauzer rum! Und das ist doch genau das Gegenteil von eindimensionaler Überwältigungsästhetik, das ist durch und durch doppelbödig, geradezu subversiv ironisch.

Was untergraben besagte Songs von Queen denn, in welcher Hinsicht sind sie subversiv? Sie zerstören weder Hörgewohnheiten, noch erweitern sie in irgendeiner Form den Siegerstolz oder die Besiegtendemütigung, wenn nach wie vor und allerorten We Are The Champions aus den Boxen dröhnt. Die Fäuste zum Himmel, wir sind die Champions, ihr seid die Loser!
Nur weil Mercury mit Hosenträgern oder Schwulenschnauzer (aha!) rumlief, soll das subversiv gewesen sein?
Und „Camp“? Diese vermeintliche Camp-Ästhetik ist doch nur ein Vorwand zur Rechtfertigung von schlechtem Geschmack. Wann und wo war Camp denn einmal wirklich fortschrittlich? Mir fällt nichts ein.

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