Re: Rockisten aller Länder vereinigt Euch

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roseblood

Registriert seit: 26.01.2009

Beiträge: 7,089

MikkoNa ja, der übliche Weg wird schon sein, dass jemand eine Melodie vor sich hin summt oder auf der Gitarre rumprobiert oder am Klavier o.ä. Und daraus entsteht dann ein Lied. Das kann man aufschreiben, wenn man Notenschrift beherrscht. Oder man notiert den Text und darüber die Griffe auf der Gitarre. Das kann dann wiederum jeder, der es zu lesen versteht, spielen und singen. Und das hört sich u.U. dann völlig anders an, als man es intendiert hatte.
Ein Lied ist es in dem Moment, in dem es entweder notiert oder laut gespielt/gesungen wurde, so dass es Leute hören konnten, die es dann möglicherweise ihrerseits aus der Erinnerung spielen und singen, oder es aufschreiben.

Okay. Dann ein Beispiel:
Es wird ein bisher unveröffentlichter „Song“ von Dylan gefunden. Er wurde nie aufgenommen, auch nicht von Dylan selbst. Es existiert lediglich ein Stück Papier mit einem Text drauf, darüber ein paar Akkorde. Ist das Stück Papier in dem Moment schon ein Lied oder erst, wenn ich mich an dem Vorgegebenen versuche und es vertone?
Und das war meine Grundidee. Weil ich der Meinung bin, Musik ist in der Theorie schwer zu difinieren.

Wenn ich zum Beispiel meinen Gedankengang auf die bildende Kunst übertrage. Und ich Hinweise darüber gebe, dass ein Mann zu sehen ist und der Hintergrund blau sein soll. Ist dies dann auch schon ein Bild? Oder erst, wenn es fertig gemalt ist?
Aber ich glaube, das ufert zu sehr aus. Meine Erfahrungen im Songwritingprozess sind eben jene, dass ich schon bei der Idee eines Liedes die Absichten der späteren Umsetzung einbeziehe. Dass, wenn ich weiss, ich möchte ein elektrisches und schnelles Lied aufnehmen, dass ich demnach auch bewusst Akkorde benutze, die als Harmonie das straighte besser untermalen, statt Jazzakkorde zu nehmen, die den Song verkomplizieren würden und nicht mehr allzu knapp und bündig erscheinen lassen würden. Oder ich verzichte dann auch auf allzu viele Akkordwechsel, oder auf viele Bridges. Und eben genau dieses Wissen, die Absicht welche ich mit dem Lied habe, beeinflusst doch dann auch das Songgerüst?!

Mikko
Um beim Beispiel Helter Skelter zu bleiben, ich weiß zwar nicht wie genau dieses Stück entstanden ist. Hardcore Beatles Fans können da u.U. was zu sagen. Vielleicht finden sich Hinweise in der Anthology. Aber bestimmt war es nicht von Anfang an so, wie wir es auf dem weißen Album hören können. Die veröffentlichte Aufnahme ist doch auch schon der Endpunkt einer Entwicklung, die mit der ersten Songidee irgendwann begann. Wie diese Idee zu Beginn aussah bzw. klang, das ist reine Spekulation. Vielleicht hat sich Macca dazu sogar irgendwann geäußert. Aber selbst so eine Aussage müsste man einfach hinnehmen und könnte sie vermutlich nicht anhand von hörbaren Dokumenten nachprüfen.

Wie ich bisher gelesen habe, war „Helter Skelter“ eine Reaktion auf The Who, die behaupteten, die bis dato härteste Musik würde von ihnen kommen. McCartney schrieb daraufhin diesen Song um die These von The Who zu relativieren. Also muss die Grundabsicht von „Helter Skelter“ eine laute und elektrische gewesen sein, sofern der Bezug zu The Who stimmt.

Mikko
Aber das führt hier immer mehr vom ursprünglichen Thema weg, obwohl es nicht uninteressant ist.

Interessant finde ich die Diskussion ebenso. Zur Not könnte man sie in ein anderes Thema oder in ein neues auslagern, jedoch glaube ich kaum, dass sich noch allzu viele zu Wort melden würden.

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