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Go1…Aber wenn man feststellt, dass viele Leute ihre Urteils- und Genussfähigkeiten nicht entwickelt haben und kaum entwickeln können – weil sie z.B. in einem geisttötenden Fabrikjob oder Bürojob gefangen sind, der ihnen die Lebenskraft raubt, und ihre Freizeit sich darauf beschränkt, ihre Arbeitskraft zu reproduzieren, damit sie am nächsten Tag wieder antanzen können (wofür die Berieselung durch den Fernseher ein passendes Mittel ist); wenn man das feststellt, dann ist das doch kein Vorwurf an die Leute. Es ist eine Kritik an der Gesellschaft, die einem Teil ihrer Mitglieder nur solche Jobs anbietet. Man verachtet nicht diejenigen, die sich nicht bilden, sondern kritisiert, dass die Gesellschaft es nicht allen gleichermaßen ermöglicht, ihre Fähigkeiten und Potenziale zu entwickeln, ihre produktiven ebenso wie ihre Genussfähigkeiten. Man kritisiert, dass die freie Entfaltung der einen, ihre Reichtümer und Genüsse, auf Kosten anderer gehen – derjenigen, die ihre Lebenskraft im Dienst an fremdem Reichtum, in entfremdeter Arbeit verbrauchen; und Verachtung empfindet man nur für diejenigen, die solche Verhältnisse rechtfertigen. Es gab einmal eine Zeit, in der das für jeden Sozialdemokraten selbstverständlich war.
Bei aller Kritik an den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen, die ich durchaus teile, kann man den Menschen aber eine gewisse Eigenverantwortung dennoch nicht abnehmen. Oder anders gesagt, es gibt den Malocher, der Thomas Mann liest, der anspruchsvolle Pop- und Rockmusik hört und zu Konzerten von James Blake oder Wilco geht. Es gib die Frisöse, die sich mit feministischer Literatur beschäftigt und Platten oder CDs von Cat Power zuhause hat. Solche Menschen sind zwar leider heute eher die Ausnahme, aber ich würde nicht unterstellen, dass die Verhältnisse eine Beschäftigung mit Kunst und Literatur grundsätzlich nur denen ermöglichen, die privilegiert sind.
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