Re: Rockisten aller Länder vereinigt Euch

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jan-lustiger

Registriert seit: 24.08.2008

Beiträge: 11,206

Klar spielst du einen Song schon beim Schreiben an. Das ist aber eher Mittel zum Zweck. Nicht notwendigerweise hat dein Rhythmus dabei was mit dem späteren Endprodukt zu tun. Du tust es, um an der Idee feilen zu können. Vielleicht findest du bei der Komposition auch schon einen Dreh, der für das Arrangement wichtig sein wird, aber eine Notwendigkeit ist es nicht. Auf der Suche nach einem Dreh wirst du den Song viel mehr auf verschiedene Arten durchspielen. Sofort wird dadurch deine Anschlagtechnik beim Schreibprozess wieder relativiert.
Manchmal schreibe ich auch auf dem Klavier, entweder weil mir zufällig dort gerade eine Idee kam oder weil keine Gitarre im Haus ist. Ich bin kein guter Pianist und nutze dann eigentlich immer die selbe primitive Rhythmik. Ich möchte ja nur die Grundidee festhalten, und egal ob ich das mit Tasten oder Saiten tue, das Instrument ist Hilfsmittel, und später spiele ich das dann eventuell trotzdem auf der Gitarre. Das Klavier und meinen primitiven Rhythmus habe ich nur ganz fies ausgenutzt, um ans Ziel zu kommen, danach sind sie nicht mehr von Wert für mich!

Ich sehe den Begriff Song tatsächlich etwas abstrakter, sogar ob die Akkordfolge zwingend in die Definition mit reingehört, ist fragwürdig. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Song zu drehen und zu wenden und zu unterschiedlichen Ergebnissen zu kommen, unabhängig davon, wie du auf deiner Gitarre geschrammelt hast, als du ihn geschrieben hast. Wahrscheinlich kommen wir da auf keinen grünen Zweig, aber gerade durch die Kern-Eigenschaft des Songwritings steht für mich fest, dass im Normalfall das Genre durch das kommt, was du aus dem Song machst und nicht durch den Song selbst. Und je tiefer wir in die Post-Moderne eintauchen, umso stärker gilt das.

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