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Jan LustigerNatürlich variieren, schrieb ich doch bereits! Aber die Variation ändert ja nichts am Song an sich! Mein Punkt ist doch, dass es der gleiche Song bleibt, egal ob elektrisch oder akustisch, und sich dadurch eine derartige Definition im unarrangiertem Status erübrigt, weshalb auch umgekehrt eine Rock-Definition, die auf Songwriting-Methoden basiert, keinen Sinn machen kann.
Der Song ist der Kern des Tracks. Dann arrangiere, instrumentiere ich ihn und es wird ein Rock-Song draus (oder auch nicht). Ändere ich das Arrangement ab, wird der zweite Schritt überarbeitet, nicht aber der erste. Der Song bleibt der selbe und deswegen kannst du nicht sagen „Ich habe einen elektrischen Song geschrieben“. Selbst wenn du aus dem Song eine Jimi-Hendrix-Nummer machst und es nicht im Sinne hast, das zu ändern, könnte ich ihn mir krallen, ihn umarrangieren und Simon & Garfunkel daraus machen. Gleicher Song, andere Arrangements, andere Genres. Aber gleicher Kern – ein Kern ganz ohne Rock, denn den hast du erst in deiner Ausarbeitung dazugebracht.
Ich verstehe dich und ich gebe dir ja auch Recht, aber deine Argumentation ist mir zu theoretisch, vor allem, weil ich mich auf den praktischen Part bezogen habe und gar nicht so viel die Theorie einbeziehen wollte.
Für viele ist Songwriting: Text, Melodie und Akkordfolge
Und damit gehe ich auch konform, aber es wird oftmals so argumentiert, als würde Songwriting nur im Kopf entstehen. Als wäre das ein mentaler Prozess und alles, was dann sichtbare Aktivitäten nach sich zieht sind dann Umsetzung sprich Arrangement sprich Interpretation. Und dass es kein reiner mentaler Prozess ist beweisst schon die Akkordfolge, da du diese dir nicht gedanklich ausmalst, sondern du spielst sie. Und bei jeder Idee, die du spielst und obwohl du noch im Zyklus des Songwriting bist, gibst du dem Lied trotzdem eine Struktur indem du die Akkorde eben auf Gitarre oder Klavier in einem bestimmten Rhythmus spielst. Im Nachhinein ist es einfach zu sagen, das Gerüst von Lied X besteht aus diesem Text, dieser Melodie und dieser Akkordfolge. Jedoch wenn ein Song entsteht spielst du diese Akkordfolge schon mit einer gewissen Rhythmik. Ob es die finale Rhythmik ist oder nicht, spielt keine Rolle. So gut wie niemand spielt einen Akkord im 4/4 Takt 1x an, damit er theoretisch bleibt und dem schnöden Kern des Songs treu bleibt. Und im Grunde wäre dieser Anschlag ja auch schon eine Rhythmik. Jeder Gitarrist, der ein Song schreibt, gibt dem Song schon beim Entstehen eine gewisse Rhythmik. Und demzufolge ist Songwriting für mich nicht nur Theorie sondern auch Praxis. Es wird im Nachhinein nur gerne auf die Theorie beschränkt um ein Gerüst zu haben, welches keiner Interpretation zugrunde liegt. Songwriting wird gern für aussenstehende als Theorie beschrieben. Für jeden Musiker ist Songwriting jedoch Praxis und impliziert gewisse Stilmittel.
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