Re: Rockisten aller Länder vereinigt Euch

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roseblood

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Beiträge: 7,089

otisWas ist denn eine auf „elektrische Instrumente ausgerichtete Liedstruktur“?
Was sind „elektrifizierte Akkordfolgen und Rhythmiken“?
Sind die anders, als wenn sie nicht elektrifiziert wären?
Akkorde und Songstrukturen haben doch mit dem Strom gar nichts zu tun. Verstehe ich nicht.

Wenn du im Vorhinein beim Songwriting das musikalische Endprodukt schon im Kopf hast, also weisst, dass es ein elektrischer Song wird bzw. werden soll, dann sind die Rhythmiken oder die Art der Akkorde anders (zumindest oftmals anders), als würdest du ein akustisches Lied schreiben. Schon allein deswegen, weil ein Großteil der Musiker eine elektrische Gitarre anders anschlägt, als eine akustische. Somit hast du andere Variationen im Vergleich elektrisch-akustisch. Deswegen bestehen akustische Songs nur selten aus Power-Akkorden, weil diese eben oftmals passender im elektrischen Gewand sind. Oder spezielle Rhythmiken, die sich erst durch Strom richtig enfalten können, da sie akustisch nicht den benötigten Hall beispielsweise hätten, um diese „straighte“ Wirkung zu erzielen (z.B. die ersten 10 Sekunden von „Voodoo Child“ der The Jimi Hendrix Experience, rein akustisch ist diese Rhythmik eigentlich unmöglich).

Mit „eine auf elektrische Instrumente ausgerichtete Liedstruktur“ meinte ich, dass das Lied nicht nur elektrisch gespielt ist, sondern auch die ganze Struktur eines Liedes dem elektrischen Sound auch entgegenkommen kann.
Hier könnte ich auch wieder das „Voodoo Child“-Beispiel bringen. Mann muss nicht beim Songwriting dabeigewesen sein um zu hören, dass die Art des Liedes, die Art der Struktur, eindeutig für ein elektrisches Lied bestimmt sind. Wäre es akustisch ausgelegt, wäre mit Sicherheit ein anderer Rhythmus zu hören.

Mit „neuen elektrifizierten Akkordfolgen und Rhythmiken“ bezog ich mich vor allem auch auf das alte 12-Bar-Blues-Schema, welches der Rock’n’Roll ja auch übernahm, und dass man aus diesem Schema ausbrach, und nicht stets gewöhnliche Rock’n’Roll-Akkorde bzw. Akkordfolgen spielte, deswegen mein „neu“. Ich bin nun auch nicht der größte 50s-Kenner, aber ich meine, dass damals keine Lieder mit einer Am, G, F, G-Akkordfolge elektrisch und mit einem gewissen Tempo gespielt worden sind.

Du fragst, ob elektrische Akkordfolgen und Rhythmiken anders als akustische sind. Zum Teil habe ich es schon beantwortet, aber natürlich kann man das nicht pauschal sagen. Aber die Möglichkeit elektrisch zu spielen bietet eben auch die Möglichkeit, eine andere Rhythmik zu wählen oder eben auch Akkorde anders klingen zu lassen. Mit einem Tremolo-, Fuzz- oder schon einem ganz normalen Gaineffekt kann man einem Akkord oder einem einzelnen Ton eine ganz andere und auch neue Beduetung gegenüber dem akustischen Klang geben.

Und um nochmal auf die Rhythmik zurückzukommen, die elektrisch eine andere als akustisch sein kann: Wenn du bei einem akustischen Song eine Rhythmusgitarre hast, kann dieses Gitarrenspiel im Wechsel aus Anschlag und Picking sein. Du hast gerne mal Pull-Offs oder Hammerings dabei. Bei einem elektrischen Song verzichtet gern die Rhythmusgitarre auf solche subtilen Spielarten. Natürlich nicht immer, aber gerne immer wieder. Damit bekommst du subtil betrachtet ein anderen Rahmen, eine andere Rhythmik.

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