Re: Rockisten aller Länder vereinigt Euch

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werner
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Beiträge: 4,694

Go1Beides ist okay, aber da gibt’s noch andere Alternativen. Mir ging es aber nicht um Leute, die sich gründlich mit einem Genre beschäftigen und dabei zum Schluss kommen, dass dessen Ästhetik ihrer eigenen zuwiderläuft. Mir ging es um Leute, bei denen sich ganz oberflächliche Eindrücke mit einer starken Meinung verbinden; Leute, die ihre Ignoranz noch offensiv zur Schau tragen – die z.B. meinen, sie könnten Techno aburteilen, obwohl sie nie was von den Belleville Three gehört haben und gar nicht versucht haben zu verstehen, worum es bei Techno geht. Von solchen Leuten bekommt man keine begründeten Urteile zu hören; es bleibt bei einem „Das ist scheiße, es nervt, es langweilt mich“. Sie kommen gar nicht auf den Gedanken, dass das vielleicht an ihnen selbst liegen könnte und nicht an der Musik.

Mit „Ignoranz“ ist nicht gemeint, dass man sich irgendwelche Arten von Musik nicht anhört – das macht jeder (niemand kann alles hören). Es geht auch nicht darum, dass man irgendetwas mögen oder nicht mögen soll/darf/muss. Es geht darum, wie man über Musik redet: ob man einfach nur rummeint oder sich erst mal um Verständnis bemüht.

Wer Kunst genießen will, muss ein künstlerisch gebildeter Mensch sein.

Der Vergleich mit dem Anti-Kommunismus ist mir ein bisschen zu ungenau. Hier geht es nicht um eine unversöhnliche Gegnerschaft, sondern darum, die eigene Herangehensweise an Musik zu reflektieren. „Anti-Rockismus“ ist nur die Erinnerung daran, dass verschiedene Arten von Musik nach verschiedenen Maßstäben zu bewerten sind – dass sie ihre eigene Ästhetik haben, auf die man sich erst einlassen muss, bevor man sie bejahen oder ablehnen kann. Es ist die Kritik daran, die Maßstäbe eines Teilbereichs als allgemeinverbindlich zu behandeln.

Also ich kann „rummeinen“ so lange ich will, ohne die Belleville Three gehört zu haben, die doch auch nur eine von vielen im T-Bereich sind. Sie dienen dir als Referenz, anderen nicht. Was also soll die Aussage bedeuten, wenn manche in deinem eigenen Haus die auch nicht gut finden.
Und dann ständig dein rumreiten auf „Ästhetik.“ Ich hör mir doch keine Musik an und reflektiere über ihre Ästhetik, und ordne sie dann ein im Riesenozean der populären Musik. Bin ich Musikwissenschaftler? Und dann auch noch Techno. Soll man da die bpm nachzählen?
Was deine Maßstäbe betrifft: Wie kann, soll sich ein einzelner auf alle Maßstäbe aller Musiken einlassen, mir reicht schon, wenn ich meinen eigenen Maßstab habe. Dem widerspricht nicht, dass man auch andere Musik hört, auch Maßstäbe können sich verschieben, aber ich kann nicht chamäleongleich mich in jeder Haut wiederfinden, das ist doch Unsinn.

Wer Kunst genießen will, muss ein künstlerisch gebildeter Mensch sein.
Das ist wohl die größte Arroganz überhaupt. Mal abgesehen davon, dass ich unter Kunst was anderes verstehe als dieses Techno, Ambient und sonst was (du darfst das ruhig, muss aber nicht für mich gelten), so unterstellst du, dass ein nicht in Kunstverstehen „ausgebildeter“ Mensch vor einem Picasso stehen undden genießen, nich die „Zauberflöte“ hören und sie verstehen kann. Usw.
Das ist das Allerletzte.

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