Re: Rockisten aller Länder vereinigt Euch

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ferry

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Skraggy

Entsprechend führt für mich auch die Diskussion über „Rockismus“ ins Leere. Die hier unterstellte oder festgestellte Neigung zu selbtzweckhaften Posen und dem Beharren auf der Reinheit des eigenen Stils wird hier auf „Rock“ reduziert. Warum? Posing, elitäres musikalisches Denken findet sich doch in allen Schubladen. Bestes Beispiel sind hier doch Diejenigen, die sich mit „Befremden“ oder „amüsiert“ von den Rock zugeschriebenen Klischees distanzieren. Ob man seinen Elitarismus nun über das Zelebrieren von Rock-Klischees und ein deftiges Auf-den-Sockel-stellen von Rock zur Schau stellt oder aber durch die bewusste Abgrenzung der eigenen Person und Vorlieben von dem, was Rock (angeblich) ausmacht, ist doch Jacke wie Hose. In beiden Fällen wird eine Haltung demonstrativ nach außen gestellt, es wird gepost ohne Ende. Bei den Einen durch knietief hängende Gitarren, gereckte Fäuste, mitgegröhlte Refrains etc. und bei den Anderen durch betretenes Schweigen, mitleidiges Lächeln oder abwinkendes Kopfschütteln. Gleichgültig, wie das Posing nun abläuft: eigen ist beiden Fronten die Überzeugung, sich zu einer besseren Gruppierung zählen zu dürfen. Wäre dem nicht so, bestünde ja gar kein Grund, sich ausdrücklich für oder gegen die Schublade Rock auszusprechen.

Ach so, warum disktuieren wir eigentlich nicht mal über Reggaeismus? Oder Jazzismus? Oder Liedermacherismus? Zu jeder Schublade hat doch jeder sicherlich das ein oder andere Bild im Kopf, von dem er sich gerne mal distanzieren oder mit dem er sich mal solidarisieren möchte.

Dass die Diskussion ins Leere führt, denke ich nicht. Im Gegenteil!
Jeder, der sich ernsthaft und kritisch mit Musik auseinandersetzt, hat doch ein Credo. Und das gilt es darzustellen, oder auch zu verteidigen. Dazu zählt auch mal, darzustellen was man eben nicht schätzt.
Wenn man die geliebte Musik in den Himmel hebt, sollte man auf der anderen Seite auch mal darstellen können was man scheisse findet.

Das was hier kritisiert wurde, ist ja auch kein Hirngespinst. Die Welt wird doch überschwemmt von schlechter Rockmusik, da kann ich schon verstehen dass das unheimlich nerven kann. Jedoch einer Band Rockismus vorzuwerfen, hiesse aber auch ihnen eine (zu verachtende?) Ideologie zu unterstellen. Viel eher trifft das wohl auf die Fans zu, die mit Scheuklappen nur auf die Rockmusik fokussiert sind und andere Musikstile ablehnen. Den selben Vorwurf könnte man natürlich auch Jazzhörern machen, die gar nichts anderes hören wollen. Da stimme ich Dir voll zu.

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