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pipe-bowlManchmal hört sich für mich die Argumentation so an, als müsse ich mit meiner Musik heutzutage zwingend das Rad neu erfinden, um authentisch zu sein.
Weder noch. Jeder Musiker bezieht sich doch auf andere Musiker, auf Vorbilder, Inspirationsquellen. Interessant wird es (für mich), wenn dabei etwas eigenes herauskommt.
Was die Authentizität betrifft – auf Wikipedia hat es jemand gut formuliert: „Eine als authentisch bezeichnete Person wirkt besonders „echt“. Sie vermittelt ein Bild von sich, das beim Betrachter als real, urwüchsig, unverbogen, ungekünstelt wahrgenommen wird. Dabei muss es sich nicht um die realen Eigenschaften des Betrachteten handeln. Auch Zuschreibungen von Betrachtern können diese Eindrücke verursachen und als Teil einer gelungenen Inszenierung fungieren. Ist die Inszenierung übertrieben, wirkt sie klischeehaft und wird zum Kitsch.“ Das ist der Punkt. Ich finde es besser, wenn sich Musiker bewusst sind, dass sie sich und ihre Musik inszenieren und uns als mündige Hörer daran teilhaben lassen, anstatt uns vorzugaukeln, das sei alles so „echt“, als würden sie sich das gerade unter der Dusche selbst vorsingen …
Warum um alles in der Welt, muss ich der Musik, die ich machen will, Gegenwart abgewinnen?
Naja, das muss ja sogar ich als „Zahnarztgattin“. Geschichte muss für die Gegenwart relevant sein, sonst ist es ein rein antiquarisches Hobby. Nehmen wir mal das Beispiel Britpop: Bands wie Oasis, Blur, Pulp, Divine Comedy – die haben Musik gemacht, bei denen klar war, dass da viele Vorbilder verarbeitet wurden, aber sie schufen Musik, die in die Zeit passte, die frisch und aufregend klang und die einen heute an die Mitte der 90er Jahre erinnert. Eben nicht „zeitlos“ (für mich ein Synonym für „beliebig“.) Dagegen waren Bands wie Ocean Colour Scene reine Traditionsbewahrer, die nur durch die Gunst der Stunde ein größeres Publikum fanden. Kann man mögen und hören, klar, mich interessiert das nicht so sonderlich.
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