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otisDass Punk sich vom damals aktuellen Rockgeschehen massiv absetzen wollte, ist sicher richtig. Von den Ramones und Bands wie Blondie abgesehen, bezog er sich aber weder auf die 60s noch auf die 50s. Vor allem nicht der UK-Punk. Das machte ihn ja so spannend.
In erster Linie definierte sich dieser aus seiner Unbekümmertheit, ihn scherten keine musikalischen Werte der Vergangenheit, DIY war angesagt. Dass dabei häufig pop-mäßig mitsingbare Songperlen herauskamen, war in meinen Augen nicht einer Pop-Attitüde geschuldet, sondern eher einer gewissen musikalischen Unbedarftheit, die dennoch äußerst erfrischend war. Klar, dieser Ansatz musste seine Unschuld sehr schnell verlieren.
Und der UK-Punk wiederum bezog sich auf die Ramones oder auch die Heartbreakers, letztere sind so Rock’n’Roll-orientiert wie sonst kaum eine Punkband. Und Bands wie die Buzzcocks oder die Undertones sind mit ihrem Songs so nah am Pop dran, dass ich mir da auch nicht vorstellen kann, dass das nur von der DIY-Unbekümmertheit her kam, auch wenn das sicher ein Punkt ist, der eine nicht zu vernachlässigende Rolle in der (nicht nur) musikalischen Entwicklung des Punk gespielt hat.
Die Buzzcocks coverten die Troggs, die Undertones die Drifters, die Pistols die Stooges. Ich gebe zu, dass man dem DIY-Gedanken bei dieser Betrachtung mehr Raum geben muss, als ich das in meinen bisherigen Ausführungen getan habe, aber dass Punk die Vergangenheit komplett ausgeblendet hätte, möchte ich auch außerhalb des CBGB’s bezweifeln.
Blitzkrieg BettinaDer Glam Rock der Siebziger war doch ein wichtiger Einfluss für Punk, oder nicht? Und was genau ist „Reiner Rock“? Ich sage: Auch wenn es in den Sechzigern, Fünfzigern den Begriff „Rock“ in der uns heute bekannten Bedeutung noch nicht gegeben hat, können doch Interpreten welche sich später darauf berufen haben darunter fallen, da sie den (zwischenzeitlich) neu entstandenen Rock damit umgeleitet haben.
Ja, die New York Dolls könnte man ja etwa unter Glam fassen. Ich würde aber behaupten, dass Glam sonst weniger musikalisch als viel mehr in seiner dem „konventionellen Rocker“ gegengerichteten Attitüde (Androgynie!) ein Punk-Einfluss war.
Zu deiner Frage nach der „Reiner Rock“-Definition, damit beziehe ich mich auf die Definition hier im Thread, in der jemand (ich glaube, es war Mikko) Black Sabbath und Deep Purple als die ersten bekannteren Vertreter des reinen Rock und somit dessen, was wir heute als Classic Rock verstehen, benannte.
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