Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Rockisten aller Länder vereinigt Euch › Re: Rockisten aller Länder vereinigt Euch
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
ReinoPentatonik ist Pentatonik. Was gibt es da für verschiedene Sorten? Chromatische Pentatonik?
Pentatonik ist Pentatonik – eine aus fünf (griech penta oder so) statt sieben Tönen bestehende Skala: Ton 1, 2, 3, 5, 6. Die Töne 4 und 7 bleiben weg. Beispiel C-Dur: c, d, e, g, a.
Pentatonik ist aber doch nicht gleich Pentatonik.
Man kann nämlich zu einem Blues in C die pentatonische Leiter in C spielen (na gut, das klingt nicht gerade bluesig, aber auch nicht falsch), das nennen dann manche Leute „Dur-Pentatonik“; nicht, weil die innere Aufbaulogik dieser Tonleiter eine besondere ist, sondern weil sie, bezogen auf den zugrundegelegten Akkord, eben „durig“ klingt.
Oder man spielt zum C-Akkord die pentatonische Leiter in Es: es f g b c. Das klingt nach Blues, weil es die einen halben Ton niedriger liegende Blue Note zu e ist und b die typische Blues-Septime. Manche nennen das „Moll-Pentatonik“, denn das es kommt ja eigentlich nur in C-.Moll vor.
Und jetzt wird’s lustig: Man kann natürlich auch ALLE diese Töne unterbringen, und ein ordentlicher Bluesgitarrist wird das im Zweifelsfall auch tun – das wären dann c, d, es, e, f, g, a, b (wow, acht!). Und ein kreativer Instrumentalist mit ein bisschen Gefühl dafür, was wo wann für wie lange passt, wird auch vor cis, fis, gis und womöglich zu gegebener Zeit gar h (also weitere vier!) in seinem mit schönen Grimassen veredelten Solo nicht zurückschrecken – quasi Zwölftonmusik!
Animiert mich, sofern gut gemacht, zum Tanzen und Biertrinken. Rockism will never die!
Was Mitklatschaufforderungen und „say yeah!“-Spielchen betrifft: Die können natürlich nerven, vor allem wenn sie als hohle Routine daherkommen – aber ich empfinde das im Gegensatz zu otis nicht als „Verordnung“. Man wird nämlich, sofern man sich verweigert, in der Regel nicht von der Animationspolizei verhaftet.
Und in bestimmten musikalischen Kontexten können solche gemeinschaftsstiftenden Rituale sehr organisch wirken. Klassischer Fall: Soul. Das ganze Zeug kommt ja letztlich aus der Kirche, wo die Gemeinde den Prediger mit Yeah und Amen anfeuert und das gemeinsame Singen und Klatschen Ausdruck eines „No Man Is An Island“-Zusammengehörigkeitsgefühls ist.
These: Kann es sein, dass manche hier das Mitklatschen verdächtig finden, weil es so ein Vermassungsphänomen ist wie gemeinsam beim Fußball für Deutschland sein? Droht da in den Augen mancher wohl gar schon wieder Faschismusalarm?
--