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Teil 2: Die 90er und das neue Jahrtausend.
1991: Melancholie und Sturmflut **
Plötzlich und unerwartet: Achim Reichel goes Schlager. Die Melodien klingen wie Refrains, die Refrains sind Mitgröl-Hooks, und wo man beim Tanzen noch an ungeschliffenen Ecken und Kanten hängenbleiben könnte, wird die Musik mit seifigen Keyboards eingeschmiert. Und da es keinen Gott gibt, wird das unangenehme „Aloha Heja He“ zu Reichels größtem kommerziellen Erfolg von dazumal bis dorthinaus.
1993: Wahre Liebe **
Noch ein Reinfall. Auf dem Cover badet Reichel hoch erfreut im Meer, im Inneren watet er durch pfützenseichten Pop. Seine Fans sehen betreten zu, wie sich die Steine im Brett zu lösen beginnen.
1994: Grosse Freiheit ***
Das Live-Album zum 50. Geburtstag und ein Aufatmer für alle Reichel-Möger. Zwar kuddel-daddel-dut es noch recht häufig (und das Nebeneinander von ollen und neuen Kamellen macht das Qualitätsgefälle zwischen oll und neu fast schmerzhaft deutlich), aber es rockt und rollt so ordentlich, dass man sogar „Aloha Heja He“ als passable Live-Nummer durchgehen lassen kann.
1996: Oh Ha! ****
Die Rückkehr zur Form. Wie in seinen besten Zeiten schafft es Reichel, knochentrockenen Rock, harmonieverliebten Schlager, melodieseligen Reggae mit Polka, Ska und Folk so zu verbinden, dass es schmeckt wie einem Vegetarier ein Brotaufstrich von tartex: lecker.
1999: Entspann dich ****
Achim Reichel goes Weltmusik, aber ohne etwaige negative Implikationen. Hier singt einer entspannt annährend perfekte Rocksongs, in denen es fiedelt, brummt, sägt, flötet, kracht, scheppert und geigt. Die Losgeh-Songs gehen los, und bei den Torch-Ballads fangen die Kerzen von alleine Feuer.
2002: Wilder Wassermann ****
Regenballe revistited; in den Credits werden ca. 30 Instrumente genannt. Reichel gibt fast jeder Ballade den eigenen Ton von fröhlich über geheimnisvoll bis gespenstisch. Für Heines „Belsazaar“ sollte es einen Musik-Nobelpreis geben; „Der Erlkönig“ ist so lahmarschig, dass er niemanden töten kann, der durch Nacht und Wind reitet.
2004: 100 % leben ****
Ein doppeltes Jubiläum: 60 Lebensjahre, 40 Bühnenjahre. Und jetzt alle: Es ist Achim Reichel, und er singt für uns.
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.