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Mal sehen, von den Lubitsch Stummfilmen kenne ich: „Die Austernprinzessin“, „Kohlhiesels Töchter“, „Sumurun“, „The Marriag Circle“, „Lady Windmere’s Fan“, „Old Heidelberg“ und „Eternal Love“. Lubitsch galt in den Zwanzigern als Spezialist für Massenszenen in der Großaufnahme, ansonsten finde ich die Filme einfach vernachlässigenswert konventionell und bescheiden im Ausdruck. Halt sexuell aufgeladene Melodramen wie sie damals in den USA oder Italien im Dutzend gedreht wurden, irgendwie mußte man den Zuschauer ja mit dem Verruchten ins Kino treiben. Vergleich doch mal einen Lubitsch-Stummfilm mit etwas von Cecil B. DeMille (am besten irgendwas mit Gloria Swanson), kokettiert ähnlich mit dem Frivolen und hat nichts mit Stroheims Aufgreifen eigener sexueller Vorstellung zu tun.
Na ja, außerdem fehlt mir dann eben auch Lubitschs Spezifik seiner Tonfilm, will sagen: Griffith und Eisenstein erschufen die Montage, Lubitsch den Rhythmus, die Schnittweise, den Handlungsaufbau einer Komödie. Verbindlich bis heute, nie wieder, höchstens bei Preston Sturges in solcher Meisterschaft wieder erreicht. Die dezente Szenenüberblendung, dieser mühelose, leichtgängige Erzählfluß, Hollywood-Insignien, die ausschlaggebend für Jahrzehnte waren. Und dann das reine Vergnügen seiner Geschichten, der doppelbödige Sarkasmus gegenüber seinen emotional verwirrten Protagonisten, die pure Lust am Verheimlichen und dem süffisanten Hinauszögern der aufklärenden Pointen. Immer noch am wundervollsten in „The Merry Widow“: Der König betritt das Schlafzimmer, bemerkt den Liebhaber im Bett seiner Frau nicht, nimmt seinen Gürtel, schließt die Tür, geht an seinen Wachen vorbei, durch die Halle, Treppen hoch, setzt sich dann in den Thron, will sich den Gürtel umschnallen, merkt vor der ganzen anwesenden Hofschaft, daß dieser zu schmal ist und somit nicht seiner sein kann.
Das steht eben für mich in keinem Verhältnis zu seinen Stummfilmen, die hätte auch jemand anders drehen können.
PS: Zu Malle später was. Das Forum ist mir beim Schreiben darüber vorhin zweimal zusammengebrochen.
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A Kiss in the Dreamhouse