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Anonym
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MelodyNelson“The Great Dictator“ ist daher mehr als nur ein zeitgebundenes, unwissenderweise verniedlichendes, bemüht satirisches, moralisierendes, kriegstreiberisches filmisches Pamphlet: Chaplin hinterfragt, konfrontiert und beerdigt seine bedeutendste Figur, in dem er sie letztlich in den demaskierten Chaplin übergehen lässt.
och, chaplin ging da sicherlich sehr wohl sehr wissentlich an die arbeit, als er das konzept zu dem film erstellte. plattitüden en gros gibts ja schon bereits in anderen, älteren filmen von ihm. diese parallelmontage in „modern times“ bspw, mit der viehherde und den arbeitern. also ich weiss nicht. plakativer gehts doch eigentlich gar nicht mehr. da standen vermutlich eisensteins duale montagen und pudowkins aufklärerische schnittsequenzen pate. beides von chaplin filmisch total versemmelt.
lathoNein, ich bin ja einer derjenigen, der den Schlussmonolog in Ordnung findet. Da stellt sich Chaplin doch hin und gibt sich der Lächerlichkeit preis, bricht quasi seinen Humor mit Pathos. Und in den finsteren Zeiten als der Film entstandt, war das ein tapferer Versuch die isolationistische Stimmung in den USA zu brechen. Nein, ich glaube sogar, dass Great Dictator ohne den Schlußmonolog schlechter geworden wäre. Einmal mehr eine Lanze für den Humanismus gebrochen, kein Zynismus, keinen Klamauk, keien lahme Schlußpointe.
Du kannst Chaplin nicht vorwerfen, dass er keine Lubitsch-Filme macht, die haben ja beide einen ganz unterschiedlichen Background.
chaplin bricht doch permanent seinen humor mit irgendwelchem dick aufgetragenen pathos. die „isolationistische stimmung“ in den USA war zum zeitpunkt des „great dictators“ ja auch nicht mehr vollständig unhinterfragt. die „anti nazi league“ hatte da schon beachtliche filmische meisterwerke fabriziert, während chaplin dem allgemeinen trend auf seine weise hinterherhinkte (genauso wie er bspw hatrnäckig darauf beharrte, den tonfilm über viele jahre zu ignorieren, um seine pantomimenfigur nicht zu opfern).
abgesehen von dem schlussmonolog, den ich nicht mag, sind die szenen im ghetto noch von viel schlimmerer ahnungslosigkeit durchzogen.
chaplin mag im laufe seines damaligen schaffens der komik eventuell eine gewisse dreidimensionale tiefe eingehaucht haben, von dramatisch-tragischen sujets war er aber heillos überfordert („limelight“, „woman of paris“, „great dictator“ „monsieur verdoux“ etc pp).
selbstverständlich werfe ich chaplin nicht vor, dass er keine lubitsch filme macht. hatte das nur als vergleich herangezogen, wie man humane, zugleich lustige und hochdramatische stoffe aufbereiten kann und diese in vorzüglich funktionierende ebenen lenkt, ohne sich dabei um 180° verbiegen zu müssen. chaplin hatte dieses gespür einfach nicht. seine komik erlaubte ihm lediglich ein hauchdünnes variieren altbackener klischees, ambivalente figuren und momente gerieten bei ihm zu kitschigen abziehbildern.
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