Re: Allgemeine Fernsehtipps

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dominick-birdsey
Birdcore

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Ich weiß nicht, ob schon jemand darauf hingewiesen hat.
In der Sendung „Vor 30 Jahren“ kommt heute Nacht (von Montag, 21.03.2005 auf Dienstag, 22.03.2005) um 02.50 – 03.35 Uhr eine Sendung über Krautrock. (Erstsendung: 23.06.1975)

Das ZDF schreibt:

Wir sind die Helden aus dem Untergrund, wir spiel’n uns jeden Tag die Finger wund auf immer noch nicht bezahlten Gitarren, singt Lothar Meld über Erfahrungen der Münchner Rock-Gruppe „Amon Düül“, die sich in sieben Jahren wohl reichlich Ruhm, aber keinerlei Reichturn erspielen konnte. Denn die Situation der deutschen Rockmusiker ist miserabel: Es gibt in der Bundesrepublik etwa 3000 ständig spielende Rockgruppen, von denen über 100 versuchen, von ihrer Musik zu leben.

Nur einer Handvoll gelingt das auch – mehr schlecht als recht. Die meisten Bands spielen am Rande des Existenzminimums – das Durchschnittseinkommen der Musiker liegt bei 700 Mark im Monat. 1974 wurden in der Bundesrepublik mehr als eine Milliarde Mark für Schallplatten und Tonbänder ausgegeben – doch der Marktanteil der deutschen Rock-Musik blieb dabei verschwindend gering. Selbst der Erfolg von Udo Lindenberg, der mit schnoddrigem Straßendeutsch und Rock-Musik gegen die „Schwachsinnslieder“ der Schlagerbranche ansingt, hat die Pop-Perspektiven kaum verändert. Zwar interessiert sich heute jeder zweite Deutsche zwischen 16 und 30 Jahren für Pop-Musik – doch die deutsche Rock-Szene spielt noch immer in einer Musikprovinz. An der Qualität der Musik kann es nicht (mehr) flogen.

Gruppen wie „Atlantis“, „Randy Pie“, „Tangerine Dream“, „Hölderlin“, „Can“, „Kraan“ und andere beweisen in dem Filmbericht, dass das alte Vorurteil, deutsche Bands lieferten nur einen verkrampften Abklatsch angloamerikanischer Vorbilder, überholt ist. Gespräche mit Musikern, Managern, Produzenten, Konzertveranstaltern und Verlegern zeigen, warum in der Bundesrepublik sämtliche Voraussetzungen für eine intakte Szene fehlen. Rockmusik kann hier nur machen, wer bereit ist, auf alles Materielle und auf jede soziale Sicherheit zu verzichten.

Die Arbeitsbedingungen sind – verglichen mit anderen Lindern – absolut „rock-feindlich“. Deutsche Rockmusiker werden vom Staat gar nicht von der Musikindustrie kaum und von den Massenmedien zu wenig unterstützt. So sind sie mehr als ihre Kollegen im Ausland darauf angewiesen, ihren Lebensunterhalt außerhalb der Landesgrenzen zu verdienen. Der Erfolg deutscher Gruppen in den Rock-Mutterländern England und Amerika beweist, dass ihre Musik, die zunächst ironisch als „Kraut-Rock“ belächelt wurde – als Rock aus dem Land der Sauerkrautesser -, mittlerweile Eigenständigkeit und internationales Niveau erreicht hat. Nur haben das bei uns die wenigsten bislang zur Kenntnis genommen.

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