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Ein neuer Kandidat?
FILM-ENTDECKUNG
Hexenporno vom Kult-Kauz
Er gilt als schlechtester Filmemacher aller Zeiten – und als eine der liebenswürdigsten Gestalten Hollywoods: Ed Wood starb 1978 krank und verarmt und eroberte postum eine weltweite Fangemeinde. Sein lang verschollener letzter Film „Necromania“ ist jetzt wieder aufgetaucht – ein kruder Fantasy-Porno mit Kult-Potenzial.
Untertassen an Angelschnüren, schäbige Gummikostüme, Pappmaché-Kulissen: Edward D. Woods Welt bestand aus Tinnef, Trash und großen Träumen. Der 1924 in Poughkeepsie, New York geborene Regisseur drehte in den fünfziger Jahren ohne Budget und mit um so mehr Enthusiasmus Filme, die als grandioser Klamauk Kinogeschichte schreiben sollten. Von seinem eigenen Ruhm hat der geniale Dilettant allerdings nichts mehr mitbekommen: Er starb 1978, einsam, verarmt und alkoholkrank im Alter von 54 Jahren.
Trotz seines Misserfolgs schildern Zeitgenossen den Regisseur als hemmungslosen Optimisten, dem auch übelste Kritiken nichts anhaben konnten. Die postume Würdigung durch Hollywood-Starregisseur Tim Burton, der 1994 sein Leben mit Johnny Depp verfilmte, hätte ihn vermutlich mehr erfreut als erstaunt. Und dass seine Filme wie das Transsexuellen-Drama „Glen und Glenda“ (1953) oder das Science-Fiction-Abenteuer „Plan 9 From Outer Space“ (1959) ein internationales Publikum ebenso wie Kritiker begeistern würde, hätte Wood vermutlich nur als Bestätigung jener Hingabe ans Kino angesehen, für die er zur Legende wurde.
Die Entdeckung seines letzten Filmes „Necromania“ in einem Lagerhaus in Los Angeles ist dementsprechend ein Medienereignis. Der krude Porno, der demnächst in zwei Versionen – einer moderaten und einer expliziten – auf DVD erscheinen soll, wurde mit einem Minimalbudget von 7000 Dollar gedreht; die wenigen erstellten Kopien gingen kurz nach Fertigstellung verloren. Zu sehen ist die Geschichte von Danny und Shirley, einem jungen Paar, das zwecks Wiederbelebung seines erlahmenden Sexuallebens die mysteriöse Madame Helene aufsucht. Die Erotik-Hexe verhilft ihnen mittels Totenköpfen, Zaubersprüchen und Beischlaf in einem Sarg zu neuem Liebesglück.
15 Jahre lang sollen Wood-Biograph Rudolph Grey und Filmverleiher Alexander Kogan nach dem Film gefahndet haben – vermutlich mit Woodschem Enthusiasmus. Selbst als ihr wichtigster Informant aufgrund eines Porno-Skandals im Gefängnis landete, gaben die beiden Fans nicht auf. Sie warteten auf die Freilassung des Delinquenten und setzten die Suche fort.
„Ich wusste von der Existenz des Films bereits seit 1982 und ich war begeistert, da er wahrscheinlich eines der letzten Werke ist, die Wood geschaffen hat“, so Grey gegenüber dem amerikanischen Nachrichtensender CNN. Eine Faszination, die Fredrik Carlstrom, der Produzent der DVD, teilt: „Dies ist mehr als Porno, es ist ein alter Film mit einer Geschichte und Anspruch. Er ist wie alle Filme Woods, wie alles, was so schlecht ist, dass es schon wieder gut ist.“
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Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.