Re: Martin Scorsese

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nerea87taxi driver habe ich mir neulich mal wieder angeschaut, aber er hat mich nicht so sehr überzeugt. für meinen geschmack hat der film einiges an patina angelegt, er sit als meilenstein zwar wichtig, aber es macht kein großes vergnügen mehr, ihn anzusehen. zuviel ist da noch nicht richtig ausgearbeitet und später besser gemacht worden. aber immerhin, es war in gewissem sinne ein filhistorisch bedeutsames pionierwerk.

Es ist ja in erster Linie auch ein Paul Schrader Film. Das darf man nicht vergessen. Der verzweifelte, verstörte Anti-Held, das urbane Chaos, die Metamorphose, diese ganzen (katholisch-)kontemplativen Muster etc. Alles Schraders Baby, von A-Z (nachzuprüfen auch in Schraders eigenem ausladenden Oevre, durch welches sich konsequent dieser eine bewusste rote Faden zieht). Scorseses Steckenpferdchen sind eher die etwas weinerlichen Protagonisten (Keitel in „Mean Streets“ z.B.). Von daher ist „Taxi Driver“ innerhalb von Scorseses Werk nicht nur etwas grenzwertiger einzuordnen, mehr noch: was genau daran jetzt so filmhistorisch bedeutsam sein soll, erschließt sich mir nicht so recht. Am (exploitativen) Aufzeigen der einzelnen Gewaltdarstellungen kanns nicht nur liegen bzw. gelegen haben und die neuen Ausdrucksformen im US Kino jener Zeit waren in dieser Form mehr oder weniger schon präsent und vorformuliert: Friedkin hatte da Werke ähnlichen Kalibers bereits schon serviert, ebenso Coppola, bisweilen auch Bogdanovich. Im Prinzip die ganze talentierte New Hollywood-Clique, dessen kleiner Outsider Scorsese bis „Taxi Driver“ (oder zumindest bis „Mean Streets“) noch war.
Ob das im Falle von TD nun als filmhistorisch wertvoll, wichtig, bahnbrechend oder gar als Pionierleistung durchgehen darf, da bin ich mir nicht hundertpro sicher. Nichtsdestotrotz natürlich ein großartiger Film, der meiner Meinung nach sogar recht gut gealtert ist.

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