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Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
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Man kann ja von „Gülcans Traumhochzeit“ halten, was man will (ok, kann man nicht), aber wenigstens ist die Sendung nicht so schrecklich wichtigtuerisch. Dabei könnte man daran (schätze ich mal) immerhin auf ironischer Basis ein wenig Freude finden, wenn es auch weh täte. „Wetten dass“ ist noch zehnmal schmerzvoller, weil völlig stumpf, fade, träge und noch irgendein Synonym für „langweilig“. Lohnt sich ja noch nicht mal, sich das anzuschauen, um sich darüber lustig zu machen, es gibt an der „Show“ nichts, was auch nur annähernd wie ein Haken aussieht, man merkt nur irgendwann, dass unten die Verspätungen für die nachfolgenden Sendungen eingeblendet werden, weil Gottschalk mal wieder nicht genug von sich kriegen konnte und seine Crew unverständlich- und unverzeihlicherweise nicht versuchte, ihn zu vergiften (die Gummibären, Jungs, er bettelt doch fast darum!). Wie ein dicker alter Fisch, der in Öl gebadet seit Jahrzehnten auf dem Markthallenboden der „wir wissen, dass wir am Ende sind aber ein Jubiläum ist noch drin“-Unterhaltung in schleimigen Runden umherkriecht, weil er schon viel zu müde ist, um im Trotz und im Angesicht des Todes um sein Leben kämpfend umherzuhüpfen, es aber trotzdem unerklärlicherweise schafft, traumwandlerisch im Limbo der Nichtexistenz zwischen Leben und Tod zu verharren und sich irgendwie immer noch durchzumogeln und sich darauf noch was einbildet. Wobei er im Grunde schon stolz auf sich sein kann, ein schwächerer Mann hätte sich schon längst die Kugel gegeben, wenn er jede Thomas Gottschalk-Sendung von „Wetten Dass“ ertragen müsste. Aber in Gottschalk selbst sieht es wohl mittlerweile auch schon so aus wie in seiner Sendung und so ziemlich jedem anderen Programm des ZDFs, ich stelle mir da immer einen kleinen Fluss vor, der mitten durch die Wüste fließt, keine Ahnung, wie er da hinkommt, keine Ahnung, warum er nicht austrocknet, keine Ahnung, warum hier keine wilden Tiere herumtollen, wo es doch eigentlich vor Leben strotzen sollte. Das ganze ist wohl selbst für die zu langweilig, dann doch lieber verdursten. Jedenfalls ist das ganze bis zum Horizont eine platte Ebene, wohin man schaut, man sieht nichts ausser Sand und dem kleinen Fluss. Und der Fluss fließt einfach weiter. Es muss weiter gehen. Tüdeldü. Und weiter. Jetzt nicht aufhören. Genau, gut. Ruhig bleiben, kleiner Freund. Nur ruhig. Und weiterfließen. Jedenfalls glaube ich, dass der Fluss weiterfließt, das Szenario ist in den weichsten Grautönen gezeichnet, ein Kontrast ist kaum noch vorhanden und ich muss ganz genau hinschauen, um überhaupt noch ein Anzeichen von Bewegung festzustellen. Aber es geht weiter. Wohin der Fluss fließt, weiß keiner, wahrscheinlich verdörrt er irgendwo hinter’m Horizont elendig. Trotzdem, wir müssen darauf aufpassen, dass der Fluss hier und jetzt weiterfließt. Es ist der wichtigste Job der Welt, wir machen das schon so lange. Gestern habe ich einen Faden an meinen großen Zeh gebunden und versucht, einen Fisch an Land zu ziehen, hat aber keiner angebissen. Irgendwo, in einer stinkigen Markthalle im miesen Stadtteil einer unbedeutenden Stadt wartet bestimmt gerade ein dicker, fetter Fisch auf mich, der irgendwann auf den Boden gefallen ist und dort vergessen wurde, während in meinem Fluss schon seit Ewigkeiten kein Fisch mehr schwimmt. Das Leben ist unfair und „Wetten dass“ ist immer noch auf Sendung.
All das und ich hab noch nicht mal eingeschaltet.
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