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pinchUnd schon ist es soweit!
Also, wie’s dazu kam, dass ich mich durch etliche RUSH Alben durchgehört habe? Nun ja, in den Plattenladen reinspaziert, der Verkäufer trat an mich heran: da, die neue RUSH Platte. Die musst Du Dir anhören. Sagenhaft! Geddy Lees Falsett, unfassbar! Und wie der die höchsten Töne so geschmeidig trifft und wie sich Alex Lifesons Gitarre so elegant schneidet und windet. Und dann Neil Peart, der Schlagzeuger! Hör doch mal! Das ist ein Meisterwerk! Und die hier auch, das ist überhaupt der Oberklassiker der Band, das Schlüsselwerk sozusagen, die gehört in jeden gut sortierten Haushalt, und wo wir schon dabei sind, ich habe hier noch ein ausgezeichnetes Exemplar der blablabla-RUSH-Platte aus deren blablabla-Phase, wo sie noch diesen ganz umwerfenden Blablabla-Rhabarber-Rhabarber machten undsoweiter.
So ging ich diesen 3 Vierschrötern von RUSH eine zeitlang ganz freiwillig auf den Leim, fand die RUSH Musik 2 oder 3 Sommer lang wirklich, wirklich gut (oder glaubte dies zumindest) und karrte mir soviele RUSH Alben in mein Kinderzimmerchen, bis sich schließlich das Gesamtwerk der Burschen komplett in meinem Besitze befand. Aber schon bald machte sich Gähnen breit, stellte sich Langeweile ein, Gram, Verdruss, Verärgerung, Verweigerung. Im Prinzip sagte mir diese Musik nix, hatte keine Geschichte, klang steril, umständlich, muckerhaft, selbstgefällig, nervig, schal, veraltet, plakativ, steif, bemüht, modrig, krakeelend, platt, seelenlos, beschwörte keine Gefühle herauf, kein Feuer, keine Leidenschaft etc.
Ich sortierte feinsäuberlich aus, verzockte die RUSH Platten auf Flohmärkten, vor und in Plattenläden (wo sie mir teilweise gierig aus den Händen gerissen wurden), verschenkte sie an Freunde mit Sinn für Humor oder an Bekannte (ein Exemplar der „2112“ sollte mir Jahre später auf einer Party wiederbegegnen), oder entsorgte sie im schlimmsten Falle einfach auf den Müll.Unterm Strich bleiben auf der RUSH-Habenseite: „Bastille Day“ als halbgarer Gewinner auf der „Caress of Steel“, der Basslauf von „Tom Sawyer“ auf „Moving Pictures“, das schicke Intro von „Distant Early Warning“ vom „Grace Under Pressure“ Album, die plötzliche (und für RUSH Verhältnisse singuläre) Leichtigkeit des „Signals“ Albums und der etwas aufwändigere und gediegen gelungene Pop-Appeal der „Power Windows“-Angelegenheit.
Eher dumpfe Erinnerungen wecken: das elend dämliche Gepfriemel auf der „2112“, die nichtvorhandenen Livequalitäten der „Exit Stage left“ Liveplatte, das offenkundig selbstredende Schrottplatzcover der „Farewell to Kings“ Lp, der peinlich daneben gegangene Versuch, so etwas wie angeprogten Pop machen zu wollen auf „Hold your Fire“ und „Presto“, die lächerlichen Robert Plant „Oooooh’s“ und „Aahhhhh’s“ des Debut Albums und vieles mehr, an das ich mich lieber nicht mehr entsinnen möchte. Tja…
You just made my day, pinch!
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