Re: Morrissey

#1855367  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

Beiträge: 45,181

Liam1994Ich neige bei Maladjusted auch der Erklärung zu, dass es die Kombination aus dem schwer verdaulichen Southpaw und der Prozess-Nummer (die ja auf dem Album auch larmoyant verhandelt wird) ist, die die Platte im Regal verkümmern ließ. Dass Morrissey von der „neuen Generation“ verdrängt wurde, glaube ich indes nicht. Im Gegenteil: die ganze „Britpop“-Welle nahm Bezug auf Vergangenes, auch auf Morrissey und die Smiths (man denke an die Vergleiche des Gene-Sängers Martin Rossiter mit Morrissey, die so weit gingen, dass er im NME gerne „Roz“ oder „Rozzer“ genannt wurde). Morrissey hätte aus der Welle Kapital schlagen können, zumal er 1994 mit Vauxhall noch ganz oben war. Andere „Altstars“ wie Weller haben von „Britpop“ doch auch profitiert. 1997 war, Urban Hymns hin oder her, „Britpop“ eigentlich schon wieder durch. Pulp hatte sich mit „This is hardcore“ bewusst aus der Ersten Kommerzliga verabschiedet, Blur hatten mit „Blur“ eine recht radikale Kehrtwende vollzogen und Oasis haben sich mit „Be Here Now“ verhoben.

Bedenkenswerte Aussagen sind das auf jeden Fall. 1997 war der Höhepunkt des Brit-Pop sicherlich schon überschritten, hellsichtigen Beobachtern entging das auch nicht. Ich gebe dir übrigens recht, dass Morrissey von der Brit-Pop-Welle hätte profitieren können, wenn er bessere Alben als Southpaw und Maladjusted veröffentlicht hätte. Aber er war in dieser Zeit besonders stark mit sich selbst beschäftigt. Ok, Morrissey ist das eigentlich immer, aber gerade Maladjusted und Southpaw behandeln so viele Morrissey-Ego-Mindfuck-Themen, da kann Außenstehenden schon etwas blümerant werden.

Maladjusted wurde natürlich am Erscheinungstag gekauft, wie alle anderen Morrisseyplatten auch. Ich bin seit „Meat is Murder“ dabei. Wie Dennis ärgere ich mich heute auch, dass ich in den 90er Jahren konsequent zur CD gegriffen habe, was hätte ich heute eine wertvolle Vinylsammlung, wenn ich das Kaufverhalten bis 1990 (Viva Hate habe ich tatsächlich noch auf Vinyl gekauft, weil ich keinen CD-Player wollte) einfach beibehalten hätte.

Ja, das bereuen heute sicherlich viele. Allerdings war das eben die Zeit, da musste man schon einiges an Aufwand betreiben, um dem zu entgehen. Diejenigen, die in den 1990ern ihre heute wertvolle, damals eher weniger wertvolle Plattensammlung aus den 1960ern und 1970ern für Peanuts verkloppt haben, dürften sich allerdings weitaus mehr ärgern.

--

Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.