Re: Morrissey

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dennis-blandford
Jaggerized

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nail75Es ist aber ein Unterschied, ob ein Homosexueller (und darum geht es ja) seine Neigung gegenüber sich selbst verleugnet (und beispielsweise zu einem Schwulenhasser wird) oder gegenüber anderen, ihm nicht nahestehenden Personen einfach das Recht in Anspruch nimmt zu lügen oder sich zu verweigern.

Im Fall von Liberace, 1919 geboren, war es sicherlich äußerst klug, seine Homosexualität gegenüber der Öffentlichkeit und den Fans zu bestreiten. Alles andere wäre in den 1950er oder 1960er Jahren (und sicher auch noch in den 1970ern) einem öffentlichen Selbstmord gleichgekommen. Einen Fehler vermag ich da nicht erkennen, zumal Liberace seine Sexualität ja ausgelebt hat.

Du gibst es ja zu.

Als hätte das nicht schon in den vergangenen 30 Jahren verschiedentlich passieren können. Ist vielleicht auch schon passiert, ohne dass ich es mitbekommen habe.

Ich denke übrigens auch, dass das Buch ins Deutsche übersetzt wird.

Liberace leugnet im momentanen Kinofilm, der auf der Autobio seines pers. Assistenten (die Morrissey ja auch immer wieder gerne hatte) basiert, vor einem Anwalt jeglichen Kontakt zu den beiden jungen Männern die Geld herausschlagen wollen. Bei Morrissey bin ich mir nicht sicher – und das ist der interessante Punkt für mich – wann genau er von einer möglichen Unentschlossenheit zur gleichgeschlechtlichen Liebe tendierte. War es bereits während seiner Zugehörigkeit zu The Smiths, während seiner Solojahre oder nach dem Hiatus 1997?

Sein innerer Kampf ist doch bereits z.B. schon 1991 mit „I am the end of the family line“ m.E. sehr deutlich dokumentiert. Das drückt bedauern u. auch etwas Verzweiflung aus.

Es ist deswegen interessant weil dann etwaige Texte und Songs schon in einem anderen Kontext zu sehen sein könnten. „Girlfriend in a coma“ ist in der Ich-Form geschrieben u. zeigt z.B. sehr gut u. schwarzhumorig das Gefühl eines heterosexuellen Mannes innerhalb seiner Beziehung. Das war 1987.

Trotz allem wurde Morrissey nie mit dauerhaft männlicher (oder weiblichen) Begleitung (außer Linder Sterling oder Joe Slee) gesehen. Die Geschichte von seiner Asexualität nahm ich lange für bare Münze. War es wirklich so oder nur Ablenkungsmanöver?

Ich erhoffe mir wirklich einige Antworten. Er selbst hat ja bereits gesagt, dass er zusieht so weit wie möglich weg zu sein wenn das Buch herauskommt. Weil es wohl doch Brisanz enthält.

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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."