Re: Julian "Cannonball" Adderley

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gypsy-tail-wind
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redbeansandriceam Rande sei allerdings noch erwähnt, dass Ornette und diese Szene um Marsalis/Perilliat/die Battiste Brüder sich ja durchaus kannten, Blacks Vorgänger in diesen Bands war immerhin Ed Blackwell, und wenn ich das richtig erinnere hat Ornette in den 50er Jahren eine Zeit bei Alvin Battiste gewohnt…

Das musste ich grad rasch bei Peter Niklas Wilson nachschlagen, hatte ich völlig vergessen… ist aber auch mehr der Stoff, aus dem Mythen sind:

Die Chronologie der nächsten fünf Jahre ist verworren. Colemans Auskünfte gegenüber verschiedenen Interviewpartnern zu verschiedenen Zeiten lassen sich kaum auf einen Nenner bringen. Die Darstellungen von Hentoff, Goldberg, Spellman, Wilmer, Wild und Litweiler – die ergiebigsten Quellen für Colemans Biographie – widersprechen sich, sind teilweise auch in sich unstimmig. Zwar nennen fast alle Autoren – unter Berufung auf Aussagen Colemans – die gleichen Namen und Orte, doch gibt es bei den Daten teils erhebliche Divergenzen. Fest steht jedenfalls, das Coleman gegen Ende des Jahres 1949 in New Orleans ankam, wo er im Hause eines Freundes, des Klarinettisten Melvin Lassiter, Unterschlupf fand. Fest steht, dass er in dieser Zeit wieder zum Altsaxophon wechselte – nach einem Auftritt im Umland von New Orleans hatten Schläger Ornette und sein Tenor übel zugerichtet, letzteres irrepararbel. Fest steht auch, dass Coleman in new Orleans wichtige Figuren der kleinen lokalen Bebop-Szene kennenlernte: so den Schlagzeuger Edward Blackwell und den Pianisten Ellis Marsalis, heute in erster Linie durch seine smarten Söhne Wynton und Branford bekannt. Unklar bleibt, wie lange Coleman in Louisiana blieb: waren es sechs Monate (Wild), knapp ein Jahr (Hentoff) oder gar anderthalb Jahre (Coleman zu Litweiler, 1982)? Die nächste Station, um 1950 erreicht (ob mit einem Zwischenaufenthalt in Fort Worth, bleibt einstweilen offen), war jedenfalls Los Angeles, und die Reise dorthin unternahm er mit der R&B-Gruppe des Gitarristen Pee Wee Crayton, deren musikalische Leitung, zu Colemans Glück, sein alter Mentor Red Connors innehatte.

~ Peter Niklas Wilson: Ornette Coleman – Sein Leben, Seine Musik, Seine Schallplatten. Schaftlach 1989 [Oreos Collection Jazz; 12], S. 19/21

Zu Clay und Coleman hat Wilson nur eine Bemerkung aus dem Film „Made in America“, in dem Clays sich zu Coleman geäussert hat. Dann ergänzt Wilson, Clay sei einer der wenigen gewesen, der sich der „stereotypen Ablehnung des Saxophonexzentrikers durch die Lokalmatadoren“ nicht angeschlossen hätte (S. 21). In den oben erwähnten Büchern (von denen ich nur Wilmer und Litweiler habe), ist vielleicht noch mehr dazu zu finden, mal schauen.

Bei Wilmer wird dieselben Episode zitiert, die Clay im Film zum besten gab (ich kenne den Film nicht):

James Clay is a saxophonist from Dallas, Texas. He has been with Ray Charles since his army service ended in the early ’sixties, but prior to that he lived in California. One night he walked into a Los Angeles nightclub where the individualistic pianist Sonny Clark was playing with Frank Butler, the most respected drummer on the Coast, and a bassist. He recalled how a Black saxophonist with long hair and a beard stood up to play, and the trio walked off the stand. ‚I said to myself, „Evidently that’s Ornette Coleman.“ I’d never heard anything like it before.‘

~ Valerie Wilmer: As Serious As Your Life – John Coltrane and Beyond. 1977/1992, S. 66

Klarinettist Melvin Lassiter ist bei ihr überdies Kornettist Melvin Lastie (S. 67)…

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