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Wolfgang DoebelingHolla, der Herr Werkstoffanalytiker (copyright pinch) schlägt wüst um sich. Und vergreift sich peinlich im Ton. „Feige wie immer“: als würde ich mich hinter einem wohlgehütet-geheimen Zweitnick verbergen. Ganz anders als Kai B., dessen bürgerlicher Name auch dem letzten User ein Begriff ist und der seine Beleidigungen deshalb unfeige als Sokrates formulieren muß. Strangeways, here we come.
Zu Deinem „aufgeklärten“ Umgang mit Musik, der im Prinzip dumpfer Unmittelbarkeit gründet, wurde im Laufe der Jahre schon das nötige gesagt. Nicht zuletzt von kramer. Es sei Dir auch Deine Vorliebe für ordentlich gefertigte Fließbandmusik unbenommen, jedoch solltest Du Dich vielleicht mal fragen, welche Reaktionen sich in den Köpfen von Leuten abspielen, deren Musikverständnis nicht wie Deins von praktischer Vernunft, sondern von Wissensdurst und Leidenschaft geprägt ist, wenn sie Deiner Jahreslisten gewärtig werden. Was Du da treuherzig als Jahrgangsbeste ausgibst, ist ja verläßlich kaltgepresste Banalität (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Nicht die wichtige, herausragende Musik eines Jahrgangs findet Dein Gefallen, nicht die Musik, die etwas zu ihrer Zeit sagt, sondern charakterlose, aber sauber gearbeitete Handwerkelei. Du umgehst mit Bedacht die Kunst und erfreust Dich an Kunsthandwerk. Wie gesagt: unbenommen. Kommentieren wird man es freilich dürfen, oder? Auch deutlich und spöttisch, denn dasselbe Recht nimmst Du Dir jederzeit heraus, von Deiner erhöhten Warte unbestechlicher Ahnungslosigkeit aus. Über jeden einzelnen Unsinn, den Du generell so verzapfst, kann man sich ja nicht auslassen, nicht einmal im Stile eines 13jährigen, sich seines Bedeutungsverlustes als Musikkritiker schmerzlich bewußten Feiglings, auch will ich Deine unverständigen und reichlich lachhaften Bemerkungen über Chris De Burgh und The Smiths nicht durch längere Ausführungen aufwerten, doch merke: wer hier schreibend austeilt, wird lesend einstecken müssen.
Die Invektive, mit denen Du kramer kläffend bedenkst, wird der bei Bedarf selbst kommentieren. Oder auch nicht. Es wird da ja nicht einmal auf Augenhöhe verhandelt. Wobei Dir, noch einmal, Dein Respekt für das Respektable und Gutgemachte gegönnt sei. Aber wie erbärmlich wäre jeder einzelne Pop-Jahrgang gewesen, hätte er nicht Unmengen von inspirierterer, virulenterer, wegweisenderer und passionierterer Musik hervorgebracht als Deine, mit Verlaub, scheußlich faden Favoriten.
Grüße aus Berlin.
Als ich mich vor einigen Jahren im Forum anmeldete, wollte ich nichts anderes, als ein paar Jahreslisten online stellen, um die mich Freunde sowieso jedes Jahres baten. Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich einließ: Mit welchem Feuereifer, Bierernst, ja heiligem Zorn manche ihre Helden verteidigen. Nach ein paar flapsigen Bemerkungen über die Stones mit weniger als 1.000 Posts auf dem Konto stand ich mitten im Kreuzfeuer (ich tue es bis heute!) und lernte rasch: Hier tobt ein Glaubenskrieg, mit allem, was dazugehört: Propaganda, Scharmützel, Grabenkämpfe. Und keine Gefangenen!
Wer die wunderbare Parabel „Schiffbruch mit Tiger” kennt, erinnert sich wohl an die Passage, wo der Christ, der Moslem und der Hindu um die Frage streiten, welche Religion die beste sei. Die Antwort kann sich jeder denken, auch wenn er das Buch nicht gelesen hat. Ich selbst habe nicht das geringste Interesse an einem Glaubenskrieg, in dem es keinen Sieger geben kann, sondern engagiere mich lieber in Dingen, die Freude machen.
Insofern, lieber Wolfgang, verzichte ich darauf, dem Wust von Unterstellungen, Schmähungen und Verleumdungen entgegenzutreten, die Du in Deinem letzten Post über mich aufgestellt hast. Viel lieber möchte ich Dich an etwas ganz Einfaches, Elementares erinnern, was gern in den Hintergrund tritt: Jeder, der sich hier anmeldet, liebt Musik – sonst wäre er nicht hergekommen. Das ist etwas, das uns bei allen unterschiedlichen Einschätzungen miteinander verbindet, auch Dich, kramer und mich – entgegen allen so sorgfältig konstruierten und liebevoll kultivierten Gegensätzen (no common ground, keine Augenhöhe, bla bla).
Ich plädiere für die einzig mögliche Schlussfolgerung, nämlich friedliche Koexistenz unter gegenseitigem Respekt der unterschiedlichen Weltanschauung, und nenne dies ein Ergebnis praktischer Vernunft. Was meinst Du?
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„Weniger, aber besser.“ D. Rams