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Originally posted by Aimee@2 Mar 2004, 00:42
WENN ich es weiß!
Ansonsten halte ich das, was Du da sagst für (ohne persönlich zu werden) ziemlichen Quark.Beispiel: Des Clowns liebste Lieblingsbücher, nämlich „Mme Bovary“ und „Effi Briest“ hat selbiger gelesen, ohne vorher je eine Zeile über das Leben von Flaubert bzw. Fontane, geschweige denn, deren Intention beim Schrieben der Bücher gelesen zu haben. Und trotzdem bilde ich mir ein genauso viel über die Qualität beider Bücher sagen zu können bzw. die Qualität genauso zu genießen, wie jemand, der mir den Lebenslauf beider Schriftsteller runterbeten kann.
Das Argument verstehe ich nicht (und ich fühle mich auch nicht verstanden, aber das nur nebenbei). Du drehst meine Argumentation um.
Dass Dich ein Buch berührt UND Du auf Anhieb imstande bist, seine Qualität zu erkennen, spricht doch in allererster Linie für das Buch.
Und es geht überhaupt nicht darum, irgendetwas über Flaubert oder Fontane zu wissen, das meinte ich nicht. Nur.. wenn jetzt ein junger Autor käme und würde einen Aufguss von Madame Bovary schreiben.. könntest Du das wirklich gut finden?
Je mehr gute Bücher Du liest, desto höher werden Deine Ansprüche an Literatur. Automatisch. Je mehr gute Musik Du hörst, desto weniger bist Du imstande, an mittelmäßiger Spaß zu haben. Das ist das Prinzip der Weiterbildung des Geschmacks. Gilt auch für Filme, Weine, Essen, Gespräche…
Das heißt aber eben nicht, dass man dieses Wissen braucht, um etwas wirklich Gutes zu erkennen. Es reicht, wenn die, die es kreieren, Ahnung haben von dem was sie tun.
Und ich glaube, dass Du nicht genau (oder falsch) verstanden hast, was Du zitiert hast.
Otis sprach von dem „Warum“ einzig und allein auf den Autor/Musiker/Regisseur gezielt.
Er meinte, dass für ihn auch das „Warum“ entscheident ist. Nihil fragt also nach, ob das für ihn auch entscheidend bei der Urteilsbildung ist. Du sagst: „Natürlich ist es das“.
Wie gesagt, wir waren immer noch bei der Intention des Autors.
Das zitiere ich und führe es ad absurdum (meinetwegen nur für mich).
Jetzt kommst Du aber und wirfst mir vor, dass ich Deine Argumentation umdrehe, indem Du mit einer anderen Art der Rezeption kommst, die gar nichts mit der von mir zu tun hat. Eher habe ich das Gefühl, als ob meine Worte umgedreht werden.
Und um was in alles der Welt sollte eine „Coverversion“ (um mal Genreübergreifend zu reden) von der Bovary meine Meinung zu selbiger (also der Originalen) ändern?
Das Prinzip mit der Weiterbildung halte ich auch (für alle von Dir erwähnten Beispiele) nicht für ganz richtig, und sei es nur in meinen Fall.
Natürlich kann ich mittelmäßige Filme/Musik nach Jahren immer noch genauso schätzen, egal wie viel Gutes ich danach gehört oder gesehen habe. Insofern ist das Beispiel von Nihil (das mit Deady) gar nicht mal so falsch, auch wenn vielleicht nur lustig gemeint.
Es gibt genug weniger gute Filme oder Songs, die mich auf einer völlig anderen Ebene ansprechen als „Gutes“, und die ich lieben oder geradezu vergöttern kann. Da kann mir „Gutes“ aber sowas von gestohlen bleiben. Und ich WEISS, dass es Dir auch so geht.
Nenn es in diesem Fall Nostalgie.
Es geht doch um das, was ich lieben kann und nicht das, und jetzt kann ich auch mal das Gebildete anbringen, was ich aufgrund von Studierens, Vergleichens, sogar Wissens! als eventuell objektiv gesehen „besser“ einschätzen kann.
Wenn ich Musik studiere und mir im Klaren bin, dass eine Mozartsinfonie (Beispiel) aber sowas von besser, genialer, whatever als ein simpler Pop/Rock/Soulsong ist, diese (also die Sinfonie) mich aber nicht bei den Eiern packt mir, mir nichts ins Herz schießt, wie diese Songs, dann würde ich mich doch selbst belügen, wenn ich diesen Song weniger schätzen würde wie diese Sinfonie.
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