Re: King Crimson

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southernman

Registriert seit: 13.06.2010

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Na was soll ich da noch sagen. Erster Teil der Erklärung steht ja im Hammill-Thread. The Young Person’s Guide to KC und so…
Die erste Scheibe ist einfach Kult. Die Stimme von Greg Lake, das Mellotron, Querflöte und die schönen Melodien vor allem von I Talk to the wind, Epitaph und ItCotCK. Selbst der besonders lange Instrumentalpart von Moonchild war immer mein Ding. 5 Sterne, was sonst.

Nr. 2 ist Nr. 1 sehr ähnlich, aber mit weniger Lake und etwas konfuser. Cadence & Cascade habe ich übrigens sogar in einer Gesangsfassung mit Greg Lake. Viel besser! Weiß auch nicht, warum sie den Haskell da eingebaut haben.

womit wir auch bei Nr. 3 sind, die mir wegen Gordon Haskells Gesang (vor allem Track 2,3 & 4) nie so ganz gefallen wollte.

Die Islands dagegen war da schon wieder was anderes. Eigentlich auch 5 Sterne. Hat für mich eine etwas melancholische Grundstimmung. Kann ich nur bei Kerzenschein hören. Sailor’s Tale und Islands sind meine Favs.

Die Earthbound… da dachte ich immer, ich hätte ne Fehlpressung, aber ich habe sie geliebt. Beste Schizoid Man-Fassung ever! Und Sailors’s Tale hat ein irre Gitarrensolo. Ich finde, Fripps Gitarre klingt manchmal sogar wie Hendrix (2 Seite)
Natürlich als vollwertiges Album nicht ernst zu nehmen. Für mich aber ebenfalls ein King Crimson Kultstück.

Alles was danach kam, war schlichtweg immer gut und besser.

Lark’s Tongues in Aspic – was will man als Progger dagegen sagen? Da stimmt doch alles: Die Geige, die Gitarre, der Bass, Gesang, Percussion, die Lyrics …da ist nichts zu viel. Da braucht nix weg. Das ist Kunst.

Starless and Bible Black

ein bisschen anders, aber immer noch die Richtung. Geige anstelle von Saxophon und Flöte brachte dem KC-Sound damals die nötige Abwechslung. Trio (auf dem Album übrigens live!) ist eine der süßesten Improvisationen der Band. Da können die Chinesen einpacken. The Night Watch – wunderschönes Gitarrensolo, Lament, Starless & Bible Black und Fracture schon richtig schön verfrickelt. Und Fripp spielt Elektrosäge.

Red

geht mit auf die Insel. Eines der wohl meistgehörtesten Alben meines Lebens. Steht mit Sticky Fingers wohl auf einem Level. KC nun wieder mit Mel Collins, McDonalds und David Cross! Was will man mehr.
Kein Stück schlecht. Red – ein Klassiker vor dem Herrn (wird gern auch mal von Steve Vai gespielt) und wer mehr dergleichen sucht: Auf Fripps Exposure der Opener (Breathless) ist nichts anderes als eine Variante von Red!
Abschließend noch Starless – einer der besten Prog-Longtracks aller Zeiten. 5 Sterne in fett!

USA / Live in Asbury Park
Das ist der Sound der letzten beiden Alben mit 50% mehr Wumms. Lark’s Tongues mit Eddi Jobson, lauter, wilder. Lament – noch mehr Krach! Exiles – 2 Frippsche Solos, Asbury Park – eine Wahnsinns Improvisation. Da zieht Fripp alle Register und Easy Money mit schönem ruhigen Ausklang. Anders als auf dem Studioalbum, aber keineswegs schlechter. Einziger Wermutstropfen: Wetton scheint zu besoffen zu sein, um Schizoid man noch brauchbar singen zu können. Schon bei Exiles hatte ich immer das Gefühl, als wäre er hackestrack…oder könne sein Gebiss nicht im Mund behalten.

Als ich KC entdeckte, gab es sie bereits nicht mehr und damit war für mich hier erstmal Schluss.
81 kam dann Discipline. Auf einer Fripp Soloplatte (Let the Power Fall) stand in die breite Leerrille der LP vor dem runden Aufkleber eingraviert: The next Step is Discipline. Da dachte ich damals, dass sein nächstes Soloalbum so heißen würde. Und dann kam die Neuauflage mit Belew (Yeah!) Bruford (noch geiler) und Levin (Master of Stick). Und die Musik war nicht komplett neu: Diese verfrickelten Läufe finden sich schon auf der St&BB. Auch bei der League of Gentlemen gibt es Anzeichen. Ich fand die Musik der Discipline immer eine Konsequenz aus den vorherigen Werken Fripps. Und bis heute gehört sie für mich zu den besten KC-Alben.

Beat und Three of a perfect pair finde ich auch klasse. Etwas weniger spektakulär, virtuos und ausgefeilt. Aber beide haben ihre starken Stücke. Für die 80er Jahre wars ok. Es gab ja sonst nicht viel und Yes, Genesis, Bowie und eben auch Hammill machten Sound mit pastelfarbiger Bundfaltenhose. Belew hat so sogar bei Zappa gespielt. Die Musik hatte wenigstens was eigenes und äffte niemand anderes nach.

Die nächste Inkarnation von KC mit dem Doppeltrio kam für mich noch genialer. Der alte Red-Sound mit den Wechselrhythmen von Discipline gekreuzt…einfach klasse. Alles noch schräger, lauter, verfrickelter (verfrickelt ist einer meiner Lieblingsbegriffe in der Musik!) Ich bin Fan von Belew, den ich für einen der innovativsten Gitarristen halte. Zusammen mit Fripp und den anderen Topmusikern kam für mich nichts schlechtes mehr raus. In der Zeit habe ich sie 2x live gesehen und hab gesehen, wie sie Klänge hin bekommen, von denen ich nicht wusste, wie sie gemacht werden.
Was mir auffiel: Thrak, The ConstruKction of Light und The Power to Believe lehnen irgendwie an die Alben Red, Starless and Bible Black, Larks Tongues und In The Wake of Poseidon an. Thrak ist eine Red-Variante, FraKctured an Fracture, des Weiteren gibt es wieder neue Parts zu Larks Tongues in Aspic und der Aufbau des Albums The Power to Believe ist dem von Wake of Poseidon sehr nah. Es gibt die Trilogie von Power to Believe, die sehr an die „Peace“-Trilogie erinnert, und Dangerous Curves ist nun wirklich sehr ähnlich zu Devil’s Triangle.
Mir gefällt die Tiefe des Sounds aller 3 Alben, das perfekte Zusammenspiel der Musiker und wie immer, der geniale Krach. King Crimson ist für mich entweder total schöne und zerbrechliche Musik (I talk to the Wind, Cadence & Cascade, Islands, Book of Saturday, The Sheltering Sky, One Time) oder Krach, der mir die Birne frei pustet und zwar anders als stakkatoartiger Speed/Death Metal oder wie das alles heißt.

Und dafür, der der Fripp nun bald 70 ist, hat der mehr Schneid bewiese, als so mancher Rockschnösel. Und so unbeliebt kann Mr. Spock of Rock nu auch nicht sein, wenn er jahrelang auf Alben von Gabriel, Bowie, Eno, Talking Heads, David Sylvian, Hammill, und vielen anderen gespielt hat.

Aber auch King Crimson hat mich letztlich dann doch wieder enttäuschen müssen. Das letzte Album ist für mich ein Graus. Jakko Jakszyk ist einer der langweiligsten Sänger. Das ganze Album ist langweilig. Und sie wollen ein weiteres machen. Wird das erste, was ich mir nicht zulegen werde.

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Früher war mehr Lametta!