Re: Joni Mitchell

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Kai BargmannJoni und ich haben eine sehr schwierige Beziehung. :lach: Schon früh kamen Freunde und Bekannte mit dem Schild „Achtung, Kunst” um die Ecke, und das nimmt man in den „formative years” natürlich ernst.

Ich schätze Joni als Texterin mehr als als Sängerin. Spätere Alben sind von der Instrumentierung her farbig, die Aufnahmequalität superb, die beteiligten Musiker erstklassig. Dazu finde ich bei den meisten ihrer Alben die Artwork sehr schön, die sie selbst malt und zu einem stimmigen Gesamtprojekt führt. Trotzdem ist daraus nie eine Herzensangelegenheit geworden – bei aller Wertigkeit spricht mich die Umsetzung nicht genug an. Um es auf eine kurze Formel zu bringen: Joni und ich – da stimmt die Chemie nicht.

Bei vielen Künstlern kann ich objektive Faktoren mit Blick auf das subjektive Empfinden anführen. Bei Pavement sind es die verstimmten Gitarren, bei vielen Heavy-Bands das Drop-D-Tuning, die mir das Hören verleiden.

Bei „Blue” trifft das nicht zu, da sind es subjektive Faktoren, die mein Empfinden beeinflussen, hauptsächlich ist es der Gesang. Da ist einmal die hohe Stimmlage, und zweitens Jonis mäandernder Vortrag.

@ nail: *** ist immer noch eine positive Bewertung. :wave:

Gut verglichen mit Wolfgang Petry, aber nicht wirklich gut. Die Stimme wird ja immer von den JM-Verächtern vorgeführt und vielleicht ist sie wirklich schwierig – ich habe das allerdings nie so empfunden. Blue ist ein sehr emotionales, manchmal fast schmerzhaftes Werk.

Songs wie „Little Green“ gehören zu dem Berührendsten, das die Popmusik meiner Ansicht nach hervorgebracht hat. Dass die Stimme mäandert kann ich nicht erkenne, gerade in den feinen Nuancen liegt so viel Ausdruck, dass man fast davor zurückschreckt. Aber das nicht der einzige Song. Carey, River, California, A Case of You, All I Want – da ist ein Song besser als der andere.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.