Re: An alle Gitarrenspieler hier im Forum

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espresso

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Originally posted by paddy@29 Mar 2004, 22:14
aha, dropped D ist also nur eine Sonderform der offenen Stimmung?

aha, sehr praktisch!

Nee, dropped D ist, genau wie Dein erster Gedanke, nur die E-Saite auf D runter. Neil Young macht das dauernd, und fast genauso gern kurbelt er die hohe e auch noch runter („Cinnamon Girl“). Kurt Cobain hat's oft genauso betrieben. Im Grunde nur ein Trick, um Songs in D satter klingen zu lassen.
Sehr beliebt ist auch das einfache Herunterstimmen für volleren Sound, das macht im Grunde fast jede Metalband.

So billige Tricks hat der gemacht? Da kann man sich ja lange die Finger verbiegen.  V.a. die Einleitung von 'Over the hills and far away' hab ich nie hinbekommen, hat er da auch getrickst?

Hmm, ich glaube, wer das als tricksen bezeichnet, sollte sich etwas mehr mit Open Tunings beschäftigen. DADGAD ist die Standardstimmung des englischen und irischen Folk, und Jimmy Page hat im Grunde auch jeden Zep-Song, der etwas folkiger klingt, in nicht-Standard gespielt.
Mir hat die Gitarre erst wieder Spaß gemacht, als ich die Open Tunings entdeckt habe. In den 08/15-Gitarrenbüchern (Led Zeppelin II for Easy Guitar etc.) wird immer auf Krampf das Standardtuning benutzt, egal, was der Künstler im Original gemacht hat. Da sitzt man dann davor, bricht sich die Finger, kriegt 'nen Nervenzusammenbruch und fängt an, Gitarristen zu vergöttern, weil sie diese Fingerbrüche auch noch live so eben hinlegen können.

Der Trick ist aber, davon auszugehen, daß die meisten Gitarristen sich auch nur den einfachsten Weg gesucht haben. Es gab da mal so'n netten Versuch von ambitionierten Hobbygniedlern in einem Gitarrenmagazin, einen Zeppelin-Song so akkurat wie möglich aufzuschreiben, herausgekommen ist wieder so'n Ding für angehende Joe Satrianis. Jimmy Page hat sich dazu dann geäussert und meinte, er hätte eigentlich nur 2 Finger benutzt… :rolleyes:

Andere Künstler, die auch ständig Open Tunings benutzen, sind zum Beispiel Bob Dylan, Joni Mitchell, Tim Buckley (und Sohn), sowieso die meisten Folkbands wie Fairport und Co.
Und wenn man dann die Gitarre zurechtgekurbelt hat und das eigene Spiel fast so gut klingt wie das auf Platte, ohne Schweißausbrüche und Krämpfe, dann macht's auch wieder Spaß.

Ach ja, und billig ist's beileibe nicht, es gibt verdammt haarige Sachen in Open Tunings, belohnt wird das ganze aber mit einem wunderbar vollen Sound.

Abschließend vielleicht noch 'n Tip zum Üben: Wer Nick Drake mag, sollte unbedingt diese Seite mit Tabulaturen aufsuchen:

http://www.algonet.se/~iguana/DRAKE/NDtabs2.html

Das sind die akkuratesten und besten Tabulaturen, die ich je im Internet gefunden habe, und es muß eine Sauarbeit gewesen sein, weil Drake für fast jeden Song eine andere Stimmung benutzt. Da sind dann so exotische Dinge dabei wie BEBEBE, CGCFCE (mein Liebling), AADEBE,… :blink:
Aber diese Songs dann zu spielen macht einen Heidenspaß…

Ansonsten gibt's einen netten Gitarrenkurs von Richard Thompson, der nicht nur fast ausschließlich in Open Tunings spielt, sondern sogar fast nie einen Song zweimal in der selben Stimmung. Da war für mich aber auch die Grenze erreicht, was der mit seiner Gitarre anstellt, geht zu oft über meinen Verstand hinaus…

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