Re: Jim Jarmusch

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napoleon-dynamite
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waDie Argumentation kann ich allenfalls für „Down By Law“ nachvolllziehen. Bei „Stranger Than Paradise“ hatte er ja noch gar kein „Stammpublikum“. Das war der erste Film, der bei uns zu sehen war (koproduziert vom ZDF). „Permanent Vacation“ kam ja erst aufgrund des Erfolgs von „Stranger…“ bei uns in die Kinos.

OK, richtig. Allerdings ist es in der Regel gebräuchlich, dass Filme im Nachhinein spätestens bei DVD-Release synchronisiert werden, wenn mit einigermassen großen Verkaufserfolgen zu rechnen ist. Viele franz. Filme der 60er sind ja auch offiziell niemals in Deutschland angelaufen, wurden aber in den letzten 10 Jahren sämtlich vom ZDF nachsynchronisiert. Und da ist das Publikum sicherlich kleiner.

Was den Independent-Status von „Stranger than Paradise“ und „Down by law“ rein filmisch betrifft, ist das streitbar. In den 70ern gab es ja durchaus schon eine Tradition vermeintlich kleine Filme zu drehen, die ein persönliches Bild von Amerika wiedergaben, und dies mit Methoden, die in ihrer Reduziertheit eher nicht ein grösseres Publikum ansprachen. Es gab Cassavetes, der Filme drehte, die eben so aussahen weil sie ehrlich und schonungslos waren, und es gab eben bsw. Scorsese, der seine Filme schon so vermarktete, allerdings aber eher konform nur mit Oberflächenkritik spielte. Jarmusch folgte eher zweiterem. Bei „Stranger than Paradise“ ist die Reduktion und Kargheit eine erzwungene, bewusst konstruierte. Die lange, stille Reise von Lurie ist kein emotionaler, persönlicher Ausdruck des Regisseurs von, sagen wir, Einsamkeit und dem Gefühl, dass etwas nicht im Leben stimme, sondern filmisch sehr genau konstruiert, mit bewussten Mitteln verfolgt auf Reflexe hin. Im Film sieht man sehr genau die Arbeit und das gesetzte Geld dahinter, wenn man etwas näher hinschaut, um diesen Independent Effekt zu erzeugen.

„Permanent Vacation“ ist einfach eine schöne Erzählung, in der aus den fehlenden finanziellen Mitteln das möglichste gemacht wird.

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A Kiss in the Dreamhouse