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kramerFallen dir Reissues mit komplett analoger Kette ein, bei denen „viel falsch gemacht“ wurde oder die ein ähnliches Desaster darstellen, wie so ziemlich alles, was Doxy, Plain, Vinyl Lovers, Simply Vinyl, etc. angefasst haben? Da MOV eine 100% Sony-Tochter ist, würde gerade dort nichts gegen analoges Mastering und eine bessere Qualitätskontrolle sprechen, aber ich fürchte dieses Label ist als reine cash-cow zu betrachten.
Ich finde diese negative Sichtweise ist unangebracht. Ich habe einige MOV-Reissues und finde sie sehr gut. Ich kann mit dieser Qualität viel besser leben als mit allem, was Doxy, Plain, Vinyl Lovers, Simply Vinyl jemals verbrochen haben. Wir alle sollten übrigens hoffen, dass Sony damit tatsächlich Geld verdient, denn das macht sich für uns ja bezahlt.
Zu deiner Frage oben: Ja, kann ich schon. Damit meine ich übrigens nicht die wirklich hervorragenden Beatles Mono-Reissues oder andere Premium-Produkte von bahnbrechenden Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Bob Dylan. In diesem Fall hat sich ja Sundazed das Verdienst erworben, die Mono-Platten wieder zugänglich zu machen. Aber: im Fall von Highway 61 Revisited mussten sie auf ein Band zurückgreifen, das wirklich mehrere Generationen vom Mastertape entfernt gewesen sein muss. Erst Sony fand ein verwertbares Band in Deutschland. Und tatsächlich klingt Highway 61 Revisited in mono in der Sony Pressung deutlich besser als die entsprechende Sundazed-Pressung. Das will ich Sundazed nicht einmal vorwerfen, sie hatten vermutlich keine andere Wahl. Aber es gibt eben auch schlechte analoge Reissues.
Ich habe noch ein Beispiel: Ich habe ja schon mal berichtet, dass das Speakers Corner-Reissue von Laura Nyros New York Tendaberry verzerrt ist und zwar ebenso verzerrt wie einige leicht spätere Nachpressungen. Vor ein paar Monaten fand ich das US-Original mit Booklet und stellte fest, dass das viel besser ist und deutlich weniger Verzerrungen aufweist. Ich bin mir sicher, dass SC mit einem Band gearbeitet haben, aber wohl nicht mit dem Original. Natürlich ist das Ergebnis kein Desaster, aber ich hatte mir diese 25 Euro-Platte in der Hoffnung gekauft, dass sie nicht so verzerrt ist wie die 10 Euro-Reissues von Anfang der 70er. Ich mache SC auch keinen Vorwurf, aber diese Beispiele verdeutlichen eben die Wichtigkeit einer differenzierten Betrachtung.
Zu Claus Beitrag oben wollte ich sagen, dass es natürlich Gründe gibt, warum Files eine dermaßen große Rolle spielen. Aus rein konservatorischer Sicht ist es natürlich sogar sinnvoll, dass die Mastertapes nicht mehr verwendet werden. Wenn sie nicht verwendet werden, gehen sie auch nicht verloren oder kaputt. Und es gibt einige berühmte Beispiele von verlorenen oder beschädigten Mastertapes (The Byrds, A Love Supreme, The Band). Das ist sicher nicht die Motivation der Labels, die wollen den Prozess beschleunigen und Geld sparen. So funktioniert die Industrie in jeder Branche.
Zum Thema kann ich übrigens diesen Artikel empfehlen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.