Re: Musikalisches Tagebuch

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gipetto
Funk 'n' Punk

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Harry Rag“LIE: The Love And Terror Cult“ ist eine ziemlich gute Sammlung von Demos und Songfragmenten, die einen bedauernd zurücklassen, dass sich kein Produzent Manson angenommen hat und die Tracks mal ausproduzierte. Klar, er ist ein ziemlich dilettantischer Gitarrist, die Songs sind aber alle gut bis hervorragend. Mit „Garbage Dump“ wäre vielleicht sogar ein kleiner Novelty-Hit drin gewesen.
Ich fühle mich zumindest öfter mal an Rodriguez und Tim Buckley (in seiner mittleren Phase) erinnert und „Mechanical Man“ wäre mit entsprechendem Arrangement und Produktion (mir schwebt da etwas wie „Tomorrow Never Knows“ oder „Rain“ der Beatles vor) ein All-Time Fave.

Ich erachte es nicht als bedauernswert, dass man einem schweren Psychopathen und Manipulator wie Manson damals kein professionelles Sprachrohr gab. Die bisweilen immer mal wieder auftauchende Argumentation, dass Mansons Geist eine entscheidend andere Entwicklung genommen hätte, hätte man ihn als Künstler gefördert, halte ich für hanebüchen: Für seine irre Helter Skelter-Theorie/Weltanschauung und die daraus resultierenden monströsen Handlungen muss das Hirn des Protagonisten schon im Vorfeld eine ziemlich krankhafte Veranlagung mit sich gebracht haben…

Rein zum Musikalischen: Ich bin ein großer Freund der LoFi-Idee und die Ansätze einzelner Mitschnitte mögen in der Tat gar nicht so schlecht sein, wie ich sie oben beschrieben habe. Aber das ganze Drumherum von Manson und seiner Family sind mir zu präsent. Ich kann das nicht ausblenden bzw. von der Musik trennen. Von daher bereitete mir das Hören (wiederholt) keine Freude.

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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)