Re: Musikalisches Tagebuch

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sokrates
Bound By Beauty

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IrrlichtVerstehe, so ergibt das mehr Sinn (auch wenn ich das nicht so klar raushöre, aber ich bin auch kein Schlagzeuger und meine Sensoren sind dementsprechend nicht derart fein gepolt).

Dass Dir das Album gefällt, freut mich im übrigen. Ich vermute aber, das gilt für die wenigsten von Callahans Alben? Der Großeteil des restlichen Releases ist ja bei weitem nicht so zart, zumindest nicht aus melodischer Sicht.

„Eagle“ gefällt mir sogar sehr, es geht stramm auf den fünften Stern zu. Insofern war ich erwartungsfroh, als „Apocalypse“ erschien, die mich aber enttäuscht hat.

Dazu hatte ich mit Nail damals hier im MT einen kleinen Austausch:

Sokrates

17. April 2011

1 mal
. . .
Bill Callahan – Apocalypse
. . .

nail75Dein Eindruck? Ich habe irgendwo leichte Kritik/Enttäuschung vernommen.

SokratesDas ist richtig. Bisher kommt „Apocalypse“ an „Eagle“ nicht heran. Es ist noch diffus (Du, ein Gefühl :lol:), aber lass mich leicht variiert wiederholen, was ich schon vor ein paar Tagen hier schrieb: „Eagle“ hat – in meiner bescheidenen Wahrnehmung – eine meditative Qualität, eine atmosphärische Dichte, die die Platte zu einem definitiven Statement macht. Das habe ich beim Nachfolger noch nicht festgestellt, im Gegenteil: Ein Stück wie „America“ mag zwar textlich in Deinem Verständnis relevant sein, aber ich brauch keine politische Kritik, die ich – generell und speziell hier – platt finde. Und die schräge E-Gitarre als Begleitung liegt als Arrangement viel zu nahe, um originell zu sein, und nervt auf die Dauer, da der Song recht lang ist. (Selbstverständlich ist mir klar, dass er damit seine Unzufriedenheit artikulieren will.)

Naja, noch gebe ich nicht auf, dafür ist mir „Eagle“ zu lieb geworden. Allerdings ist es eben auch nicht selten so, dass ein Künstler eine absolute Sternstunde hat, die er nicht wiederholen kann. Vielleicht hier?!

Was sagst Du denn?

nail75Der eine explizit politische Song sollte nicht isoliert betrachtet werden, sondern als Teil einer Meditation über Amerika, ausgehend vom ländlichen Amerika. Die Naturbilder sind sehr stark, wie schon auf „Eagle“. Callahan benutzt die Eigenschaften des Landes, die Flora und Fauna, um sich einerseits politisch zu äußern, aber vor allem um seine Gefühle zu verarbeiten. Lass Dich von „America!“ da nicht in die Irre führen!

Noch etwas, was löst eigentlich dieses „America!“ aus? Ein Aufenthalt in Australien. Da bin ich versucht, an Callahans eigene Biographie zu denken. Er stammt ja eigentlich aus dem Großraum Washington D.C., lebte aber viele Jahre mit seiner Familie in Knaresborough in Yorkshire. Obwohl das nicht weit weg von Leeds ist, ist die Gegend sehr ländlich, geradezu malerisch von tiefen Tälern durchzogen.

06. Juli 2015

1 mal
Peter Gabriel – Us
Night Ranger – Seven Wishes
Joe Jackson – Look Sharp!
Coralie Clément – Salle Des Pas Perdus
Joe Jackson – Laughter & Lust

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams