Re: Musikalisches Tagebuch

#1607821  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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SokratesDen Kontext betrachte ich gerade NICHT – das tun ja gerade die Kanonisten. Ich beachte die hörbaren Eigenschaften einer Platte – die machen die Wirklichkeit aus, weil es sich um auch intersubjektiv vergleichbare Fakten handelt. Alles andere ist Interpretation.

Entschuldigung, aber das kann ich unmöglich so stehenlassen. Der Kontext eines Kunstwerks, eines Artefakts oder eines Gegenstands ist natürlich stets zentral zum Verständnis seiner Natur. Die Rezeption eines Werks ist vom Werk selbst ab Erscheinen nicht zu trennen weder in der Wissenschaft noch im Journalismus. Man kann Wagner nicht von der Wagner-Rezeption trennen, indem man nur „die Musik an sich“ betrachtet, das ist unmöglich.

Ich bestreite außerdem, dass Musik und Kunst allgemein unter Berufung auf „intersubjektiv vergleichbare Fakten“ analysiert werden können. Erstens sind viele der „intersubjektiv vergleichbare Fakten“ kontextgebunden: „Wer hat was wann warum mit welchen Mitteln für wen erschaffen?“ Zweitens ist die Hörwahrnehmung stets eine Wahrnehmung und daher an sich schon immer Interpretation. Es gibt keine Kunst ohne Interpretation – Interaktion und Interpretation ist ein wesentlicher Bestandteil von Kunst.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.