Re: Musikalisches Tagebuch

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sokrates
Bound By Beauty

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Herr RossiHast Du den Eindruck, ich wäre so ein „Indie“-Hipster? Dass ich Musik ablehne, weil sie populär ist? Ich verleugne meine wahren Gefühle, wenn ich behaupte, dass mir „Rain“ mehr gibt als „Let It Be“?

Nein, Du bist Pop-Hipster. :-) Zweiteres auch nicht, zuletzt aber hast Du Dich verstärkt fürs Vinyl-Single-Sammeln begeistert, was – allem Enthusiasmus im Forum zum Trotz – eine Minderheitenveranstaltung ist. Warum Du „Rain“ besser als „Let It Be“ findest, kann ich wohl erst ermessen, wenn wir bei einem Bier ausführlich drüber gesprochen haben, dass es so ist, ist angekommen.

Herr RossiDu verkennst, dass Singles in den 60ern eine Bedeutung hatten, die keineswegs geringer war als die der Alben. Im Gegenteil. Eine Gruppe vom Rang der Beatles hat auf B-Seiten keinen Ausschuss veröffentlicht. Die Liste großartiger und klassischer Aufnahmen auf B-Seiten der 60er ist lang. Häufig genug machten Radio-DJs sie auch zum Hit. In den Billobard-Hot 100 hat man sie einzeln gewertet, wenn sie eben im Radio und in Jukeboxes populär genug waren. Es gibt keinen Grund, „Rain“ für obskur zu halten, weil es eine B-Seite ist. Dass Singles für Dich persönlich keine Rolle spielen, ist Deine persönliche Sichtweise, aber eben auch nicht mehr.

Ich bin stolzer Besitzer diverser Singles (aber nicht ganzer Jahrgänge), allerdings auch in diversen Formaten, und ihre Bedeutung ist mir aus frühen Radio-Tagen bekannt. Singles kamen damals vor Alben, weil das Taschengeld knapp war. Allerdings habe ich mich darüber im Forum noch nicht ausgebreitet.

Bei „Rain“ kam es mir nicht darauf an, dass der Song eine obskure B-Seite ist, sondern eine B-Seite. (Meine Bemerkung oben war nicht auf „Rain“ gemünzt, sondern allgemeiner Natur). „Rain“ ist ja auch nicht schlecht, aber hätte man in ihm einen Hit gesehen, wäre er A-Seite geworden.

Herr RossiSorry, ich könnte Dir genauso formatabhängige Präferenzen unterstellen:. Eine Single-B-Seite ist demnach per se schlechter als eine A-Seite und ein Singles-Track natürlich schlechter als ein Albumtrack. Ja, ich bevorzuge die Version mit der Orgel. Man wird sich ja auch was dabei gedacht haben, diese Version als Single zu veröffentlichen und nicht den obskuren Albumtrack.

Richtig, normalerweise ist eine A-Seite besser als die B-Seite (individuelle Geschmacksabweichungen sind erlaubt). Aus welchen Motiven entscheidet man sich dafür, einen Song zur A-Seite zu machen? Du hältst ihn für den besseren, ja sogar den besten (denn irgendein Song muss erste Single werden), also den mit den größten Chancen, in den verschiedenen Märkten und bei den Hörern anzukommen.

Herr RossiDeine Begeisterung für „Let It Be“ würde ich Dir nie nehmen wollen, ich finde es nur seltsam, anderen, die es nicht so hören, zu unterstellen, sie würden es nur aus bestimmten Motivationen tun, die nichts mit dem Song/Track an sich zu tun hätten. Mich beginnt der Song jedenfalls gerade nach mehreren Durchgängen zu langweilen. Der einzige wirklich große, berührende Track auf dem Album ist für mich übrigens „Across The Universe“. Und nein, ich habe auch keine Paul-Phobie …

Wenn ich eine Antwort auf Deine Frage gebe, was man in Musik sonst noch suchen könnte, ist das keine Unterstellung, und erst recht keine persönliche. Dass die nicht-musikalischen Aspekte existieren, hast Du nicht bestritten, ich kann es mir auch nicht vorstellen, denn es gibt sie doch (vgl. u.a. Nick Hornby oder dieses Forum :lol:).

„Across the Universe“ ist tatsächlich ein ganz großes Lied. Allerdings muss man mit Phil Spector ein ernstes Wort darüber reden, was er sich dabei gedacht hat, den Song so schnell zu machen, dass Lennons Stimme Micky-Maus-Untertöne bekommen hat. Kennst Du die Fassung von Rufus Wainwright aus dem „I am Sam“-Soundtrack – die ist reduzierter, aber sehr intensiv gesungen.

27. März 2011

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams